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einer Insel, welche mit sehr hohen Klippen wie eine Stadt mit Mauern rings umgeben war.[1] Wie sie darauf, sich das Land zu besehen, daselbst ausstiegen, fanden sie dort Menschen, welche in unterirdischen Höhlen zur Mittagszeit verborgen lagen, vor deren Thüren eine unermeßliche Menge von goldenen Gefäßen und von solchen Metallen lag, welche von den Sterblichen für selten und kostbar gehalten werden. Daher nahmen denn die erfreuten Ruderer von diesen Schätzen, soviel sie fortbringen konnten, und kehrten eilig zu den Schiffen zurück, als sie plötzlich zurückblickend Menschen von wunderbarer Größe hinter sich herkommen sahen, welche die Unseren Cyklopen nennen. Vor denselben liefen Hunde her, die auch die gewöhnliche Größe dieser Vierfüßer überschritten. Diese stürzten heran und rissen einen von den Genossen hinweg, der augenblicklich vor ihren Augen zerfleischt wurde; die anderen aber wurden in die Schiffe aufgenommen und entrannen so der Gefahr, indem die Riesen sie, wie sie erzählen, beinahe bis auf die hohe See hinaus schreiend verfolgten. Von solchem Glücke geleitet, gelangten die Friesen nach Bremen, wo sie dem Erzbischof Alebrand alles der Ordnung nach erzählten und dem frommen Christ und seinem Bekenner Willehad für ihre Heimkehr und Rettung Opfer des Dankes darbrachten.

[Es gibt auch noch anderes, was nicht unpassend hier zu sagen wäre: von jener Fluth des Meeres, die an einem Tage zweimal hervortritt, was bei Allen die größte Verwunderung erregt, so daß selbst die Naturkundigen, welche die Geheimnisse der Dinge durchforschen, über diese Erscheinung, deren Ursprung sie nicht kennen, in Zweifel gerathen. Und während Macrobius[2] und Beda[3] in Bezug auf diesen Gegenstand etwas Passendes vorzubringen scheinen, Lucanus[4] aber bekennt, er wisse nichts davon, so streiten die verschiedenen Schriftsteller mit abweichenden

  1. Vergl. was Saxo Grammat. I, VIII, p. 160 (cp. 286 ed. Holder) von einer fabelhaften Stadt, sedes Geruthri, Geirödargard erzählt.
  2. Traum des Scipio II. 9.
  3. Von der Natur der Dinge Kap 39.
  4. X, 237, wo er aber von der Fluth des Nils, nicht des Meeres spricht.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_247.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)