Seite:Hamburgische Kirchengeschichte (Adam von Bremen) 245.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vorführe. Es hat nun der König der Dänen nebst vielen Anderen bezeugt, daß dies sich dort ereigne, wie auch in Schweden und in Norvegien und auf den anderen dortigen Inseln.

38. Außerdem erzählte er, daß noch eine Insel in jenem Ocean von vielen Leuten gefunden sei, welche Winland heiße, darum weil dort Weinstöcke wild wüchsen, die den besten Wein trügen.[1] Daß dort auch Feldfrüchte ungesäet im Ueberflusse vorhanden sind, erfahren wir nicht durch fabelhafte Meinung, sondern zuverlässige Erzählung der Dänen. [Hinter dieser Insel, sagte er, wird kein bewohnbares Land in jenem Ocean gefunden, sondern alles was jenseits liegt, ist voll unerträglichen Eises und unermeßlicher Finsterniß. Dieses Umstandes gedenkt Marcian (S. 215) mit folgenden Worten: „Ueber Thile hinaus ist eine Tagereise weit das Meer geronnen.“ Das hat neuerdings der sehr erfahrene Nordmannenfürst Harald[2] selbst erlebt, indem er, die Breite des nördlichen Oceans mit seinen Schiffen durchforschend, endlich, als vor ihren Augen die Grenzen der schwindenden Welt düster dalagen, dem ungeheuren Schlunde des Abgrundes kaum mit rückwärts gewendeten Schritten wohlbehalten entrann.]

39. Ebenso erzählte uns der selige Erzbischof Adalbert, daß in den Tagen seines Vorgängers einige adeliche Männer aus Friesland, um das Meer zu durchschweifen, gen Norden gesteuert seien, darum weil unter den Bewohnern jenes Landes die Rede geht, daß wenn man von der Mündung des Flusses Wirraha in gerader Richtung nach Norden zu ausläuft, einem kein Land, sondern nur der unbegrenzte Ocean entgegentritt.[3] Um diese so auffallende Erscheinung zu ergründen, hatten sich diese Genossen eidlich mit einander verbunden, und liefen nun

  1. Ueber Winland siehe Are Frodi, Kap. 6: Snorro Sturleson Olaf Tryggvason Saga c. 107 s.
  2. Hardrade, gest 1066. Siehe oben Buch III, Kap. 16.
  3. Diese Unternehmung hat J. G. Kohl behandelt im Bremischen Jahrbuch V, Seite 174-191: „Die erste deutsche Entdeckungsreise zum Nordpol“. Einige Handschriften haben hier den Zusatz: „mit Ausnahme des Meeres, welches Libersee genannt wird“.
Empfohlene Zitierweise:
Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_245.png&oldid=- (Version vom 30.8.2018)