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Beda, daß die hellen Nächte, welche im Sommer in BritannienSCH. 147. herrschen, auf eine unzweifelhafte Weise darauf zurückschließen lassen, daß zur Zeit der Sonnenwende alle sechs Monat ununterbrochen Tag sein muß, und im Winter, wenn die Sonne entfernt ist, durchweg Nacht. Daß dieses auf der Insel Thyle, welche um sechs Seetagereisen von Britannien entfernt liege, geschehe, berichtet Pytheas von Massilien.[1] Dies Thyle nun heißt jetzt Island, von dem Eise, welches den Ocean fesselt. Von dieser Insel wird auch die Merkwürdigkeit erzählt, daßSCH. 148. u. 149. eben jenes Eis so schwarz und trocken vor Alter zu sein scheint, daß es brennt, wenn man es anzündet.[2]

Die Insel ist aber ausnehmend groß, so daß sie viele Völker enthält, welche allein von der Viehzucht leben und sich mit deren Fließen bedecken. Dort gibt es keine Feldfrüchte, und nur sehr geringen Vorrath an Holz. Darum wohnen sie in unterirdischen Höhlen, indem sie mit ihrem Viehe Obdach und Streu theilen. So in Einfachheit ein heiliges Leben führend, indem sie nichts weiter begehren, als was die Natur gewährt, können sie fröhlich mit dem Apostel sagend „Wenn wir Nahrung und Kleider haben, so lasset uns begnügen.“ (1 Tim. 6, 8.) Denn sie betrachten auch ihre Berge wie ihre Städte und ihre Quellen als Gegenstände des Vergnügens. Glücklich in Wahrheit ist dies

Schol. 147. Britannien ist die größte aller Inseln. Von ihr gelangt man in einer Fahrt von neun Tagen nach Thile. Von da aus ist eine Fahrt von einem Tage bis zum gefrorenen Meere. Dies ist deshalb gefroren, weil es nie von der Sonne erwärmt wird.

Schol. 148. Wenn man von dem dänischen Landvorsprunge Alaburg ausläuft, so soll man eine Fahrt von dreißig Tagen nach Island haben, von wenigeren aber, wenn der Wind günstig ist.

Schol. 148. Neben Island ist der mit Eis bedeckte und siedende und dunkle Ocean.

  1. So Beda a. a. O. nach Plinius Naturgesch. II, 75
  2. Eine ähnliche Angabe findet sich in der alten Aufzeichnung „Insulae Britannicae“, welche im Anhang folgt. Auch der Dichter des Meregatto hat die Fabel von dem brennenden Eise.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_242.png&oldid=- (Version vom 26.5.2019)