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Viehheerden aber weiden sie wie die Araber fernhin in den Einöden. Und in der Weise ziehen sie von ihrem Viehstande ihren Lebensunterhalt, daß sie die Milch der Thiere zur Nahrung, die Wolle derselben zur Kleidung benutzen. Und so erzielt das Land die tapfersten Krieger, welche, nicht durch den üppigen Genuß von Feldfrüchten verweichlicht, weit häufiger Andere angreifen, als sie selbst von Anderen belästigt werden. Ohne Scheelsucht wohnen sie neben den ihnen zunächst lebenden Schweden, während sie von den Dänen, die eben so arm sind, wie sie, mitunter nicht ungestraft angetastet werden. Daher schweifen sie, gezwungen durch Mangel am Notwendigen, in der ganzen Welt umher, und bringen durch Seeraub die reichsten Güter aller Länder heim, indem sie auf solche Weise der Dürftigkeit ihrer Heimath abhelfen. Nachdem sie aber in Folge ihrer Annahme des Christenthums in besseren Schulen gebildet sind, haben sie bereits gelernt, Frieden und Wahrheit zu lieben und mit ihrer Armuth sich zu begnügen, ja was sie gesammelt hatten, zu vertheilen, nicht, wie vordem, Verteiltes zu sammeln. Und während anfangs alle den verruchten Künsten der Zauberer ergeben waren, bekennen sie jetzt mit dem Apostel einfältig Christum und zwar den Gekreuzigten. Auch sind sie die enthaltsamsten aller Sterblichen, indem sie sowohl in Speisen wie in Sitten Sparsamkeit und Mäßigkeit mit dem höchsten Eifer üben. Außerdem haben sie vor Priestern und Kirchen so große Ehrfurcht, daß kaum für einen Christen gehalten wird, wer nicht täglich Messe hört und dabei etwas opfert. Taufe aber und Confirmation, Einweihungen der Altäre und Einsegnung zu den kirchlichen Graden wird bei ihnen und bei den Dänen alles teuer bezahlt, was, wie ich vermute, von der Habsucht der Priester herrührt; weil nämlich die Barbaren Zehnten zu geben entweder nicht verstehen, oder nicht geneigt sind, so werden sie darum in anderen Dingen, die umsonst dargereicht werden sollten, zu Leistungen herangezogen. Denn selbst das Besuchen der Kranken und die Bestattung der

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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_236.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)