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erlangte Adalbert, der erlauchte Bischof der Böhmen, die Märtyrerkrone[1]. Bis auf den heutigen Tag wird in Wahrheit noch den Unseren, mit denen sie doch sonst alles theilen, von ihnen der Zutritt zu den Hainen und Quellen verwehrt, welche, wie sie behaupten, durch den Besuch der Christen verunreinigt werden. Sie bedienen sich des Pferdefleisches als einer Speise, und trinken deren Milch und Blut, so daß sie sich selbst darin berauschen sollen. Die Menschen sind blau (cerulei) von Farbe, das Gesicht ist roth und das Haar lang. Außerdem wollen sie, unzugänglich durch Sümpfe, keinen Herrn unter sich dulden.

19. Auch gibt es noch mehrere andere Inseln in diesem Meere, alle voll von wilden Barbaren, und daher werden sie von den Seefahrern gemieden[2].

Ingleichen sollen an diesen Gestaden des baltischen Meeres die Amazonen wohnen,SCH. 119. was man jetzt das Land der Weiber[3]

Schol. 119. Als Emund, der König der Sueonen, seinen Sohn Amund zur Erweiterung seiner Herrschaft gen Scythien aussandte, kam dieser zuletzt zu Schiff in’s Land der Weiber. Diese mischten alsbald Gift in die Quellen und tödteten also den König samt seinem Heere. Dies haben wir bereits oben gesagt; Bischof Adalward hat es uns selbst erzählt, bezeugend, daß dies und Anderes völlig wahr sei.

  1. Von Adalberts Tode siehe Thietmar, Buch IV, Kap. 19.
  2. Dahin gehören wohl Oeland, Gothland, Oesel. Die nun folgenden Fabeln bespricht Weinhold in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie LXVIII, Seite 10 ff.
  3. Marcian i. a. B., Seite 215 findet die Amazonen in Europa. Nach Dahlmann (Forschungen I, 420) ist hier an Maegdaland zu denken, dessen König Aelfred in seiner Uebersetzung des Orosius gedenkt. Dies heißt auch Quänland, unter welchem Namen nach Rühs, Geschichte von Finnland, Seite 357 Kainulaiset, d. i. Finland am bottnischen Meerbusen, verborgen steckt. Vergl. Lehrberg, Untersuchungen zur Geschichte Rußlands, herausgegeben von Krug, Seite 145 f. L. - Siehe darüber auch den Bericht von Abraham Jakobsen, bei der Uebersetzung des Widukind, Seite 142 (Geschichtschr., X. Jahrh., 6. Band).
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)