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bei der Geschichte des Erzbischofs Adaldag dieses Gewässers mit einer Anführung aus den Schriften Einhards[1] Erwähnung gethan habe, so verfahre ich als Erklärer, indem ich das, was jener in kurzem sagt, ausführlicher für die Unseren entwickele. „Ein Meerbusen, sagt er, erstreckt sich vom westlichen Ocean aus gegen Morgen.“ Jener Meerbusen wird von den Einwohnern der baltische genannt, darum weil er sich wie ein balteus, d. h. Gürtel, in langem Zuge durch die scythischen Gegenden nach Griechenland hin erstreckt. Er wird auch das barbarische Meer oder die scythische See genannt nach den barbarischen Völkern, deren Ufer er bespült. Der westliche Ocean aber scheint der zu sein, den die Römer den britannischen nennen, dessen ungeheure, schreckliche und gefährliche Breite im Westen Britannien umfaßt, welches jetzt England genannt wird, im Süden aber die Friesen berührt nebst dem Theile von Sachsen, der zu unserer Hammaburger Diöcese gehört. [In diesem Ocean liegt die kleine Insel Heiligland, deren oben gedacht ist.] Im Osten berührt dieser Ocean die Dänen und die Mündung des baltischen Meeres und die Nordmannen, die jenseits Dännemark wohnen; im Norden aber strömt er bei den orchadischen Inseln vorbei; darnach umkreist er in unbegrenzten Weiten den Erdkreis, indem er links Hibernien hat, das Vaterland der Scoten, welches jetzt Irland genannt wird, rechts aber die Klippen Nordmanniens, weiterhin aber Island und Grönland; dort endet der Ocean, welcher das finstere Meer (caligans) heißt[2].

11. Wenn aber Einhard das baltische Meer einen Busen von unerforschter Länge nennt, so ist das neuerdings bestätigt worden durch die Geschicklichkeit der beiden sehr tapferen Männer, des Ganuz Wolf[3], Befehlshabers der Dänen, und Haralds (des

  1. Im Leben Karls des Großen, Kap. 12.
  2. Das nördliche Eismeer wurde mit einem uralien mythologischen Namen Dumbshaf genannt, woher die Araber es das Meer Tumi nennen. S. Rasmussen über den Verkehr des Orients mit Rußland und Scandinavien Kap 27. L. Vergl. unten Kap. 33
  3. Vermutlich ist zu lesen Gamul Wolf, Wolf der Alte. Lappenberg. - In der lateinischen Ausgabe findet sich jedoch diese Vermutung nicht. Man vermuthet in ihm den auch sonst bekannten Jarl Ulf.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_216.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)