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des Herrn, als Herzog Magnus gegenwärtig und eine Menge von Gästen versammelt war, ließen nach Beendigung des Schmauses die fröhlichen Genossen ihrer Gewohnheit nach Ausrufe des Beifalls erschallen; dies aber mißfiel dem Erzbischofe nicht wenig, und indem er unsern anwesenden Brüdern zuwinkte, befahl er dem Cantor die Antiphone: „Den Hymnus singet uns“, anzustimmen. Und als dann die Laien wieder zu lärmen begannen, ließ er singen: „Wir harreten des Friedens und er kam nicht.“ Zum dritten Male aber, als sie noch immer zu den Bechern brüllten, ergrimmte er sehr und befahl die Tafel aufzuheben, indem er mit lauter Stimme sprach: „Herr, wende unser Gefängniß“, worauf der Chor antwortete: „wie die Wasser gegen Mittag.“ (Psalm 126, 4.) So schloß er sich denn, indem wir hinterher folgten, in den Betsaal ein und weinte bitterlich. „Ich werde“, sprach er, „nicht eher aufhören zu weinen, als bis der gerechte Richter voll Stärke und Langmuth meine oder vielmehr seine Kirche wieder befreien wird, seine Kirche, die er, weil ihr Hirt in Verachtung ist, elendiglich von Wölfen zerreißen siehet. Erfüllet ist der Wunsch derer, welche sprachen: Wir wollen die Häuser Gottes einnehmen (Psalm 83, 13) und alle Feste Gottes von der Erde verschwinden und aufhören lassen und sie ausrotten, daß sie kein Volk seien, daß des Namens Israel nicht mehr gedacht werde! (Psalm 83, 5.) Erwecke dich, Herr, warum schläfst du? Wache auf und verstoße uns nicht so gar. (Psalm 44, 24.) Denn das Toben deiner Widerwärtigen wird je länger, je größer. (Psalm 74, 23.) Erbarme dich unser, denn sehr voll ist unsere Seele der Stolzen Spott. (Psalm 123, 3 und 4.) Denn sie verfolgen, den du geschlagen hast und vergrößern den Schmerz meiner Wunden.“ (Psalm 69, 27.) Solche und andere Klagen haben wir oft in jener Zeit der Reue von ihm vernommen, so daß er oft Mönch zu werden sich sehnte. Mitunter wünschte er auch, daß es ihm vergönnt sein möchte, in seinem Berufe als Missionar in Sclavanien oder in Schweden,

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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_198.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)