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geworden, so daß er nicht habe vom Lager aufstehen können. Denn so groß war des Mannes Seelenstärke, daß er selbst bei der größten Körperschwäche sich nie von jemandem wollte unterstützen lassen und nie ein Wort des Schmerzes laut werden ließ. Und als er, in den letzten Zügen daliegend, bereits fühlte, daß die Stunde seiner Abberufung nahe war, da wiederholte er mit häufigen Seufzern die Worte: „Ach, ich Unglücklicher und Elender, der ich so große Geschenke vergeblich verschwendete! Ich hätte ja glücklich werden können, wenn ich das, was ich zu meinem Schmerze um weltlichen Ruhmes willen verschleudert habe, unter die Armen vertheilt hätte. Jetzt aber nehme ich den, dessen Auge in die Tiefen des Abgrunds hineinschaut, zum Zeugen, daß alles Streben meines Herzens auf die Erhebung meiner Kirche ging. Und obwohl nun diese, sei es, weil meine Schuld es verlangte, oder weil der Haß meiner Feinde überwog, gar sehr heruntergekommen zu sein scheint, so sind doch mehr als 2000 Hufen vorhanden, die ich so glücklich war aus meinem Erbgute oder durch meine Bemühungen den Gütern der Kirche hinzufügen zu können.“ Aus diesen Worten des verständigen Mannes ist zu ersehen, daß er, wenn er in manchen Stücken als Mensch fehlte, doch auch als guter Mensch über seine Irrthümer häufig Reue empfand. [Dafür habe ich als Einen Beleg den Umstand anzuführen, daß er im Anfange seines Auftretens, da er ein sehr stolzer Mann war, durch seine Anmaßung sich viele Menschen zu Feinden machte. Daher sagte er auch zum Ruhme seines Adels ein Wort, welches er besser nicht gesagt hätte, nämlich alle Bischöfe, die vor ihm den erzbischöflichen Stuhl inne gehabt hätten, seien dunkler und unedler Abkunft gewesen, er allein rage hervor durch die Ansprüche sowohl der Geburt als des Reichthums; demnach sei er werth, einen größeren Stuhl, ja selbst den apostolischen Sitz einzunehmen. Da er so nicht selten prahlte, so soll ihn ein gewaltiges Gesicht erschüttert haben, welches ich seiner Bedeutung wegen, wie ich

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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_196.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)