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vergaß.“ Auf diese Weise hauchte jener glorreiche Metropolit, während er noch auf das zeitliche Leben hoffte, am Mittage des sechsten Wochentages, zu der Zeit, wo die Seinigen zu Tische saßen, allein im Todeskampfe verlassen daliegend, seinen Geist aus: Und mit Seufzern entflieht unwillig der Geist in den Abgrund.[1]

Ach, wie gern möchte ich von einem so großen Manne, der auch mich liebte und in seinem Leben so berühmt war, Besseres schreiben! Aber ich fürchte mich, weil geschrieben stehet: „Wehe denen, die Böses gut und Gutes böses heißen“ (Jesaia 5, 20), und: „Verderben mögen die, die Weißes machen aus Schwarzem.“SCH. 92. (Juvenal. 3, 30.) Und es scheint mir gefährlich, einem solchen Manne, der während seines Lebens durch Schmeichler zu Grunde gerichtet wurde, auch nach seinem Tode durch Wort oder Schrift schmeicheln zu sollen. Indeß behaupten Manche, als er so allein da gelegen habe, hätten sich doch einige Augenzeugen dort befunden, in deren Gegenwart er für alles Aergerniß, das er durch seine Thaten gegeben, in seinen letzten Augenblicken bittere Reue empfunden habe, indem er weinend und jammernd bekannte, er habe seine Tage umsonst verlebt, und jetzt erst einsah, wie klein, wie erbärmlich unseres Staubes Ruhm ist; denn alles Fleisch ist Heu und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. (Jesaia 40, 6.)

65. O trügerisches Glück des menschlichen Lebens! o fliehenswerther Ehrgeiz! Was nützen dir, ehrwürdiger Vater Adalbert, jetzt jene Dinge, die du beständig geliebt hast, der Ruhm der Welt, die Menge des Volks, der hohe Adelsrang? Allein liegst

Schol. 92. Wie man lieset im Buche Esther[2], indem sie die Ohren der arglosen und nach ihrer eigenen Art andere beurtheilenden Fürsten durch listigen Trug täuschen. Dies wird sowohl durch die alte Geschichte erwiesen, als durch das was täglich vorfällt, wie nämlich durch die Einflüsterungen gewisser böser Menschen die Bestrebungen der Könige irre geleitet werden.

  1. Vergil’s Aeneide XI, Vers 831 und XII, Vers 952.
  2. Kap. 16, 6 der lateinischen Vulgata.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_193.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)