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Vieh und genießen Blut und Ersticktes und Fleisch der Zugthiere, ohne es für unerlaubt zu halten.

Das Letzte endlich, worüber der Erzbischof besonders Schmerz empfand, war die Scheelsucht, welche, die Angehörigen seiner Diöcese gegen Fremde hegen, und daß sie dem Herzoge sogar treuer waren als ihm oder seiner Kirche.

Indem also der Metropolit diese und andere Vergehungen des Volkes gar oft in der Kirche in rednerischem Vortrage rügte und verbot, spotteten jene der väterlichen Mahnung und ließen sich nicht dazu bringen und bewegen, den Priestern oder den Kirchen Gottes irgend Ehrfurcht zu erweisen.

Aus diesen Gründen urtheilte der Erzbischof, daß sie als ein Volk mit so hartem Nacken weder Schonung noch Vertrauen verdienten, indem er sagte: „Man muß ihnen Zäume und Gebiß in’s Maul legen (Psalm 32, 9) und: „Ich will ihre Sünde mit der Ruthe heimsuchen“ (Psalm 89, 33) u. a. m. Darum ließ er, wenn sich eine Gelegenheit bot, sobald einer von ihnen einen Verstoß machte, ihn sofort in Fesseln legen oder ihn all seiner Güter berauben, indem er lachend versicherte, Trübsal des Körpers sei der Seele nützlich, Verlust an Gütern sei Reinigung von Vergehungen. Daher kam es, daß die Vorsteher der Verwaltung, die er selbst zu seinen Stellvertretern eingesetzt hatte, in Beraubung und Bedrückung der Unterthanen jedes Maaß überschritten. Und so ward erfüllet die Weissagung, welche verkündet: „Ich war nur ein wenig zornig, sie aber halfen zum Verderben, spricht der Herr.“ (Sacharja 1, 15.)

56. Damals also, als der Erzbischof zu Bremen sich aufhielt, lebte er, da ihm nichts anderes übrig blieb, vom Raube der Armen und von den Gütern frommer Stiftungen. Die Großpropstei des Bisthums verwaltete einer seiner Dienstleute, ein gewisser Suidger[1] Da dieser, nachdem er die Güter der

  1. Siehe Hamb. Urkundenbuch, Band I, Nr. 76, wo unter den Zeugen ein Bremer Domherr Suidger ist. (Dieser Suidger scheint aber doch kein Domherr gewesen zu sein. W.)
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_183.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)