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wo der König selbst gegenwärtig war, und vertrieben unsern Erzbischof als einen Zauberer und Verführer vom Hofe. So sehr war seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn (Mos. 16, 12), daß der Streit zuletzt mit Blutvergießen endete.

47. Als nun unsere Herzoge vernahmen, daß der Erzbischof aus dem Stande der Senatoren ausgestoßen war, dachten sie hocherfreut, nun sei auch für sie die Zeit der Rache gekommen, nun könnten sie ihn ganz aus seinem Bisthume hinausstoßen, indem sie sagten[1]: „Rein ab, rein ab mit ihm bis auf seinen Boden und lasset uns ihn aus dem Lande der Lebendigen ausrotten!“ Daher die vielen Anfeindungen und Beschimpfungen, welche der Erzbischof, der damals, wo er am sichersten war, zu Bremen sich aufhielt, von ihnen zu leiden hatte, indem ihn seine Feinde gleichwie umlagert und umzingelt hielten. Und obwohl das ganze herzogliche Haus mit dem Hirten und der Kirche, mit der Gemeinde und dem Heiligthume ihren Spott trieben, so wüthete doch Magnus heftiger als Alle, indem er sich rühmte, ihm endlich sei es vorbehalten, die rebellische Kirche zu bezwingen.

48. Magnus also, der Sohn des Herzogs, sammelte eine Bande von Räubern und unternahm es, nicht so die Kirche zu bekämpfen wie seine Väter, sondern er trachtete, indem er den Hirten der Kirche selbst verfolgte, darnach, den Bischof, um so den langen Streit zu enden, entweder an seinen Gliedern zu verstümmeln oder völlig zu tödten. Allein es fehlte auch jenem nicht an Schlauheit sich zu hüten; bei seinen Vasallen fand er freilich durchaus keine Hülfe.

1066.Damals aber entfloh der Erzbischof, von Herzog Magnus[2] bedrängt, heimlich in der Nacht nach Goslar, wo er sich ein halbes Jahr ruhig auf seinem Gute bei Loctuna[3] aufhielt.

  1. Nach Ps 137, 7 und Jerem. 11, 19.
  2. Er wurde erst 1072 Herzog nach dem Tode seines Vaters Ordulf.
  3. Lochten im Hildesheimischen Amte Vienenburg.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_173.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)