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Leute aus dem Mittelstande hundert Pfund Silbers verschleudern ließ, an angesehenere aber noch mehr. Daher kam es, daß er, so oft er im Zorne war, von allen wie ein Löwe geflohen wurde, wenn er aber wieder besänftigt war, sich wie ein Lamm hätscheln ließ. Sehr schnell aber konnten ihn die Seinigen oder Fremde durch Lobpreisungen vom Zorne zur Heiterkeit umstimmen, und dann begann er, indem er gar nicht mehr derselbe Mensch zu sein schien, der er doch noch eben vorher gewesen war, dem Lobredner zuzulächeln. Diese Gelegenheit habe ich oft die Schmeichler benutzen sehen, die aus verschiedenen Weltgegenden in sein Gemach wie in einen Pfuhl zusammengeströmt waren, und die nach seiner Ansicht den Fürsten zur Erlangung der äußeren Ehre nothwendig waren. Sobald nur einer am Hofe oder mit dem Könige sehr bekannt wurde, so würdigte er denselben seines näheren Umganges, die Uebrigen entließ er mit Geschenken. Dadurch verlockte er auch ehrenwerthe Männer und die im Priesterstande hervorragten, aus ehrgeizigem Trachten nach seinem Umgange zu diesem so schimpflichen Schmeichlerdienst. Zuletzt sahen wir den, der nicht schmeicheln konnte oder vielleicht auch nicht wollte, wie einen Narren und Einfältigen vom erzbischöflichen Palaste ausgeschlossen, grade als wenn man sagen wollten

     Meide den Hof doch
     Wer sich fromm will bewahren.[1]
Und: Denunciant wird genannt wer Wahrheit redet.[2]

Endlich gewannen bei uns die Lügner in dem Grade die Oberhand, daß man denen, welche die Wahrheit sprachen, nicht glaubte, auch wenn sie ihre Aussage beschworen. Von solchen Leuten also war das Haus des Bischofs voll.

38. Dazu kamen noch täglich andere Schmeichler, Schmarotzer, Traumdeuter und Neuigkeitsträger hinzu, die das, was sie selbst erfanden, und wovon sie glaubten, daß es uns gefallen werde,

als ihnen von Engeln offenbart ausposaunten, indem sie bereits

  1. Lucan's Pharsal VIII, 493.
  2. Juvenal I, 161.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_163.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)