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Grade werde ich niemandes schonen, weder meiner selbst, noch der Brüder, noch des Geldes, noch der Kirche selbst, damit mein Bisthum endlich einmal vom Joche befreiet und den übrigen gleich gemacht werde.“ Dieses alles aber wird besser im Zusammenhange der Erzählung selbst vorgelegt werden, damit Verständige einsehen, wie sehr gezwungener und keineswegs leichtsinniger, sondern vielmehr lobenswerter Weise er manches gethan hat, worin er denen, die nichts davon verstehen, sich unweise, ja unsinnig benommen zu haben scheint.

1045. 3. Im ersten Jahre nach seiner Ordination, nachdem er als Erzbischof feierlich inthronisirt war, vollzog er die festliche Grundlegung der Kirche zu Bremen. Da er nun sahe, daß das ungeheure Wert des neu begonnenen Tempelbaues die größten Kräfte erforderte, so ließ er, allzu rasch entschlossen, sofort die von seinen Vorgängern angelegte Stadtmauer als etwas minder wichtiges abtragen und die Steine für die Kirche verwenden. Damals wurde auch der stattliche Thurm, der, wie gesagt, mit sieben Kammern versehen war, völlig abgetragen. Was soll ich aber vom Kloster sagen, welches, aus behauenen Steinen erbauet, durch seine Schönheit das Auge des Beschauers ergötzte? Auch dies ließ der Erzbischof ohne Verzug niederreißen, indem er nämlich bald ein anderes, schöneres wiederherstellen wollte. Denn er hatte, wie er uns selbst, als wir ihn darum fragten, eröffnete, im Sinne, das Refectorium, den Schlafsaal, den Keller und die Werkstätten der Brüder alle von Steinen ausführen zu lassen, wenn Zeit und Gelegenheit sich darböten. Indem er nun sich rühmte, er habe dazu alles im Ueberfluß bei der Hand, klagte er nur (wenn ich das mit Erlaubniß der Brüder sagen darf) darüber, daß es ihm an Geistlichen und an Steinen fehle. Indeß glühet das Werk[1], die Mauer der Kirche erhob sich. Die Form derselben hatte Alebrand vorher nach dem Muster

der Kölner zu gestalten begonnen[2], er selbst aber beschloß,
  1. Virgils Aeneis 1. 436
  2. Vergl. Buch II, Kap. 78.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_124.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)