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Während er nun gegen jedermann sich so benahm, wie jeder es nur wünschen konnte, so wachte er doch mit besonderer Sorgfalt und Liebe über die Geistlichen, so daß er es kaum ertragen konnte, wenn auch nur ein böses Wort über sie geredet wurde.SCH. 53. Das Kloster ließ er neu bauen, und ordnete zuerst für die Domgeistlichen die Mittagstafel an. Da nämlich bis dahin die Pfründe zu dürftig erschien, richtete er die dreißig Mahlzeiten, welche Bischof Libentius alljährlich zu geben verordnet hatte, durch Hinzufügung einiger Zehnten von seiner Seite in solcher Weise ein, daß den Brüdern täglich außer der gewöhnlichen Nahrung noch ein Weißbrod gereicht wird, am Sonntage aber auch einem Jeden ein doppeltes Maaß Meth. Denn auch Wein beabsichtigte er, obwohl derselbe in Sachsen nicht wächst, den Brüdern reichen zu lassen, was er auch, so lange er lebte, beinahe durchführte.SCH. 54. Nachdem er also den Mittagstisch in Ordnung gebracht hatte, legte er die Hand an das Kloster, welches er, nachdem es bisher von Holz gewesen war, nunmehr in ein steinernes Gebäude verwandelte von der gewöhnlichen viereckigen Gestalt[1], mit einer abwechselnden Reihe von Gittern[2] geschmückt und ergötzlich von Ansehn.

Darnach bauete Bescelin an der von seinem Vorgänger Herimann begonnenen Ringmauer um die Stadt, die er an einigen

Schol. 53. Geistlichen seiner Kirche, die er der Unterstützung benöthigt fand, schenkte er heimlich vier bis zehn Schillinge Silbers, manchen auch eine Pfründe, manchen seine eigenen Kleider. Auch ließ er oft, wenn sie von Nichtgeistlichen schimpflich behandelt wurden, voll Mitgefühls diejenigen, die sie geschlagen hatten, vor seinen Augen mit Faustschlägen und mit Riemengeißeln züchtigen.

Schol. 54. Da er aber die verderbliche Pest der unerlaubten Eheverbindungen der Geistlichen von Tag zu Tage zunehmen sah, so beschloß er in die Fußtapfen seines Vorgängers zu treten, jedoch erst, wenn er die Kirche und das Kloster in die gehörige Lage versetzt hätte.

  1. Nämlich um den sog. Kreuzgang, dessen eine Seite der Dom bildet.
  2. Vario cancellorum ordine, vielleicht des Gitterwerk, welches die Bogen des Kreuzganges verschließt.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)