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das Pallium vom Papste Benedikt dem Jüngern (IX). Er ward dem Halberstädter Chor entnommen, indem er an jener Kirche als Probst gestanden hatte; ein Mann ohne Falsch, wie man sagt, wie die Tauben, der jedoch zu wenig von der Schlangenklugheit hatte (vgl. Matth. 10, 16), und darum leicht von seinen Untergebenen hintergangen wurde. Selten bereiste er seinen Sprengel, nur einmal kam er nach Hammaburg und damals erschien er noch dazu an der Spitze eines Heeres und verheerte sein Bisthum, als ob es gar nicht sein eigenes wäre, und verhöhnte es bei seinem Abzuge als eine Salzwüste[1]. Der Anstifter dieser Räuberei und der Urheber dieser Rathschläge war ein gewisser Macco, des Erzbischofs Vicedominus. Sonst hatte er zu Capellanen angesehene Männer, nämlich den Thiadrich und den Suidger, dem der römische Stuhl späterhin den Namen Clemens gab[2]SCH. 50.. Sein Subdiaconus war Adalbert, nachmals Erzbischof von Bremen, schon damals drohend von Blick und Haltung und durch hochfahrende Rede den Zuhörern verdächtig. Der Erzbischof nun, der alles, was er im Bisthume selbst vorfand, gering schätzte, brachte erstens den Musiker Guido[3] nach Bremen, auf dessen Anhalten er den Kirchengesang und die Klosterzucht verbesserte. Dies war das einzige seiner Werke, welches glücklich von Statten ging.SCH. 51. Dann ließ er das uralte Bethaus des heiligen Michael niederreißen und die Leichname

Schol. 50. Dieser Suidger ward vom Papenberger Bisthume auf den apostolischen Stuhl versetzt, nachdem drei Schismatiker aus der Reihe der Päpste ausgestoßen waren.

Schol. 51. Man sagt nämlich, er würde, hätte er ein längeres Leben gehabt, alles verändert haben. Daher begann er auch eine Mauer um die Stadt zu ziehen und ließ das Bethaus niederreißen und vieles andere, woraus man sehen kann, daß sein Wille nicht bös war.

  1. Terra salsuginis, ein Ausdruck aus dem alten Testament, Hiob 39, 6, Ps. 107, 34, Jerem. 17, 6, von Luther mit Wüste übersetzt.
  2. Suidger, Bischof von Bamberg von 1043—1046, saß als Papst Clemens II. auf dem Stuhle Petri von 1046-1047.
  3. Vielleicht Guido von Arezzo, von dem jedoch sonst nicht berichtet wird, daß er nach Deutschland gekommen sei.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_108.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)