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halb wie Mönche, halb wie Stiftsherren gelebt hatten, an die kanonische Regel. Er verordnete auch, daß alle heidnischen Gebräuche, deren abergläubische Beobachtung noch in diesem Lande herrschte, von Grund auf entfernt werden sollten. So ließ er aus den Hainen, welche unsere Marschbewohner in thörichter Verehrung besuchten, die Kirchen durch den ganzen Sprengel neu bauen. Davon ließ er auch die St. Veitskirche vor der Stadt errichten und die eingeäscherte Kapelle St. Willehads wiederherstellen.

Zu eben dieser Zeit soll der Wall der Stadt Bremen gegen bie bösen Absichten und Angriffe der Feinde des Königs befestigt sein, indem zumal Herzog Bernhard, der gegen Kaiser Heinrich (II.) sich zu empören wagte, alle Kirchen Sachsens schreckte und störte. Denn von der Zeit an, daß der Herzog in dieses Land eingesetzt war, hörte nie die Zwietracht unter den beiden Häusern, nämlich dem des Erzbischofs und dem des Herzogs, auf, indem diese den König und die Kirche angriffen, jene für das Heil der Kirche und die Treue gegen die Könige kämpften. Diese Eifersucht der Parteien, welche bisher verborgen geblieben war, gewann von der Zeit an neue Kräfte und wuchs in’s Unermeßliche. Denn Herzog Bernhard, der sowohl seines Großvaters Demuth, als seines Vaters Frömmigkeit vergaß, drückte erstens das Volk der Winuler ans Habsucht so grausam, daß er sie zwang aus Noth dem Heidenthume sich zuzuwenden; dann bewegte er in seinem Hochmuthe, aller Wohlthaten, die er empfangen, uneingedenk, ganz Sachsen mit ihm gegen den Kaiser sich zu empören; zuletzt aber stand er auch gegen Christus auf und trug kein Bedenken, die Kirchen dieses seines Vaterlandes anzugreifen, und zwar besonders die unsrige, welche damals sowohl reicher war, als die übrigen, als auch der schützenden Hand des Kaisers ferner lag. Den Angriff dieses Fürsten nun soll unser Erzbischof Unwan durch seine Großmuth so demüthigend zurückgewiesen haben, daß der Herzog, voll Beschämung ob der Weisheit und des freisinnigen Benehmens des Bischofs, sich gedrungen fühlte, der Kirche,

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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_092.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)