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seiner ganzen Wirksamkeit daheim wie in der Fremde glücklichen Erfolg gehabt hatte, im reifen Alter zum Herrn ein, im 54sten Jahre seines rühmlich verwalteten Priesteramts. Sein Hinscheiden erfolgte im Jahre des Herrn 988988.. Er ward bestattet in der Kirche zu Bremen, zu Häupten des Bischofes Leuderich an der Südseite. Er starb in der ersten Römer Zinszahl, am 29. April.

27. Libentius saß fünfundzwanzig Jahre lang auf dem erzbischöflichen Stuhle. Das Pallium bekam er vom Papste Johann XV.[1], den Bischofstab aber erwarb er von Otto III. Er ist zu allererst von Suffraganen geweiht worden.

Er also, ein sehr wissenschaftlicher und mit aller Biederhaftigkeit des Charakters geschmückter Mann, begleitete den verstorbenen Erzbischof Adaldag von Italien her, und indem er demselben sowohl was den Lebenswandel, als was das Lehramt anlangte, nacheiferte, wurde er allein nach der Verfügung des so großen Vaters würdig befunden, daß man ihm die Sorge für den Hammaburger Sprengel anvertrauete.

Einige sagen, der Vicedominus Otto[2]SCH. 23. sei, obwohl er sich des Glückes gerühmt habe, daß Erzbischof Adaldag sein Oheim gewesen sei, dennoch zurückgetreten, als derselbe den Libentio erwählt habe, an dem selbst ein Feindlichgesinnter nichts Tadelnswerthes finden konnte. [Denn er soll von so großer Keuschheit gewesen sein, daß er sich nur selten vor Weibern habe sehen lassen, von so großer Enthaltsamkeit, daß er vom Fasten ein ganz bleiches Antlitz bekommen, und von so großer Demuth und Liebe, daß er im Kloster wie ein gewöhnlicher Bruder lebte.] Zahlreich sind seine Verdienste. Nämlich zufrieden mit dem Erworbenen, ging er selten zu Hofe, um Neues zu erwerben; vielmehr

Schol. 23. Dieser Otto, von sehr vornehmer Geburt, war zu Magdeburg Vicedominus und Domherr.

  1. Sollte heißen XVI; Papst Johann XV. war schon 985 gestorben.
  2. Dies ist wohl der Magdeburger Presbyter Odda oder Oddo, den nach Thietmar VI, 58, der sterbende Lievizo zu seinem Nachfolger empfahl. Vergl Hamb Urkundenb, Bd. I, Nr. LVIII und die Anmerkung. — Vicedominus ist Stellvertreter des Erzbischofes.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_077.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)