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war jenem Volke eigenthümlich; ebenso die Anzeichen und Bewegungen der Rosse zu erkunden und das Wiehern und Schnauben derselben zu beobachten; und zwar wurde diesen Zeichendeutungen vor allen Glauben geschenkt, nicht allein vom geringen Volke, sondern auch von den Vornehmen. Auch gab es noch eine andere Beobachtung von Anzeichen, wodurch sie den Ausgang großer Kriege zu erforschen bemüht waren. Sie suchten nämlich von dem Volke, dem der Krieg galt, auf irgend eine Weise einen Gefangenen zu erlangen, und ließen denselben dann mit einem aus ihrem Volke Erwählten, jeden mit seinen heimischen Waffen, im Zweikampfe sich messen; den Sieg des Einen oder des Anderen aber hielten sie für einen Urtheilspruch. Wie sie aber an gewissen Tagen, sobald der Mond zuzunehmen beginnt oder voll ist, das Beginnen zu unternehmender Dinge für das am meisten Glück verheißende erachteten, und andere unzählbare Arten von abergläubischen Meinungen, in denen sie befangen waren, befolgten, das alles übergehe ich. Das bisher bemerkte aber habe ich darum aufgezeichnet, damit der verständige Leser erkenne, von wie großer Finsterniß des Irrwahns sie durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit befreiet sind, da er sie durch das Licht des wahren Glaubens zur Erkenntniß seines Namens zu führen gewürdigt hat. Denn sie waren, wie beinahe alle Bewohner Germaniens, von Natur wild und dem Götzendienste ergeben und widerstrebten dem wahren Glauben, hielten es auch nicht für unerlaubt, göttliche und menschliche Gesetze zu verunehren und zu überschreiten. Denn selbst laubreichen Bäumen und Quellen erwiesen sie Anbetung. Auch verehrten sie einen hölzernen Pfahl von nicht geringer Höhe, der unter freiem Himmel aufgerichtet war, und den sie in ihrer Landessprache Irminsul nannten, das heißt Allsäule, welche gleichsam Alles trägt.“

Dies habe ich im Auszuge aus Einhards Schriften über die Ankunft, die Sitten und den Aberglauben der Sachsen gegeben
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_012.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)