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fließt mitten durch das Gebiet der Friesen in den britannischen Ocean.]

3. Fragt man nun, welche Sterbliche von Anfang an Sachsen bewohnt haben, oder von welchem Lande diese Völkerschaft zuerst ausgegangen sei, so hat sich mir aus vielfachem Lesen der Alten ergeben, daß dies Volk, wie beinahe alle Nationen, die auf der Welt sind, nach dem geheimen Rathschlusse Gottes, mehr als einmal seine Herrschaft auf ein anderes übertragen hat, und daß nach den Namen der Sieger auch die eroberten Lande umgenannt wurden. Wenn man nämlich den römischen Schriftstellern glauben darf, so wohnten zuerst an beiden Ufern der Elbe und im übrigen Germanien Sweven, deren Grenznachbaren jene Völker waren, die man Driaden, Barden,[1] Sicambern, Hunen, Wandalen, Sarmaten, Longobarden, Heruler, Daker, Markomannen, Gothen, Nordmannen und Sclaven nennt. Diese verließen wegen der Armuth ihres heimischen Bodens und wegen innerer Zwistigkeiten, oder, wie es heißt, um die Volksmenge zu vermindern, ihr Vaterland und überströmten zugleich ganz Europa und Afrika. Des Alterthums der Sachsen aber gedenken Orosius und Gregor von Tours folgendermaßen: „Die Sachsen, sagt er, ein sehr wildes Volk, furchtbar durch seine Tapferkeit und Behendigkeit, wohnen am Gestade des Oceans, unnahbar ob seiner pfadlosen Sümpfe. Sie wurden, als sie einen, den römischen Grenzen Gefahr drohenden Einfall beabsichtigten, vom Kaiser Valentinian
  1. Lucan sagt Pharsalia I, 446—450:
    Vos quoque, qui fortes animas belloque peremtas

    Laudibus in longum vates dimittitis aevum,
    Plurima securi fudistis carmina Bardi.
    Et vos barbaricos ritus moremque sinistrum

    Sacrorum Druidae positis repetistis ab armis.
    „Ihr auch, die ihr die Namen tapferer, im Kriege erschlagener Männer durch euren Gesang dauernder Folgezeit überliefert, ihr Barden, ihr habt in Sicherheit gar viele Lieder gedichtet. Und ihr Druiden übt jetzt wieder barbarische Bräuche und falschen Dienst der Götter, nun, da die Waffen wieder ruhen.“ Die hier erwähnten Druiden und Barden mögen dem Adam von Bremen vorgeschwebt und von ihm irrthümlich für Völkernamen gehalten sein. Die Barden als Volk sind noch aus dem Namen der Stadt Bardewik nachweisbar und aus dem Bardengau im Fürstenthum Lüneburg.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_008.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)