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an Widersachern nicht fehlen wird, welche sagen werden, dies alles, was ich hier vorbringe, sei erdichtet und unwahr, wie Scipio’s vom Tullius ersonnene Träume;[1] nun gut, so mögen sie meinetwegen auch, wenn sie wollen, sagen, diese meine Träume seien aus Maro’s elfenbeinerner Pforte hervorgegangen.[2]Ich habe mir vorgesetzt, nicht Allen zu gefallen, sondern Dir, mein Vater, und Deiner Kirche; denn es ist sehr schwer, Neidern zu genügen. Und weil meiner Nebenbuhler Unredlichkeit es also verlangt, so erkläre ich Dir offen, auf welchen Gefilden ich diesen Kranz mir gepflückt habe, damit es nicht von mir heiße, ich habe unter dem Scheine der Wahrheit nach Lügen gehascht. Von dem also, was ich schreibe, habe ich Einiges aus zerstreuten Blättern gesammelt. Vieles aber habe ich aus Geschichtswerken und den päpstlichen Privilegien entlehnt, bei weitem das Meiste jedoch erlernte ich aus der Ueberlieferung älterer fachkundiger Leute, und die Wahrheit selbst ist mir Zeugin, daß ich nichts aus meinem eignen Kopfe ersinne, nichts ohne Gründe hinstelle, sondern ich werde alles, was ich angeben werde, mit sicheren Belegen erhärten, so daß man, wenn man mir nicht glaubt, wenigstens dem Ansehn meiner Bürgen Vertrauen schenken möge. Alle aber mögen wissen, daß ich wegen dieses meines Werkes und solches Unternehmens weder als Geschichtschreiber gepriesen zu werden strebe, noch als Fälscher getadelt zu werden befürchte; sondern was ich selbst gut darzustellen nicht vermochte, das besser zu schildern, habe ich Anderen Stoff gelassen. Indem ich nun mit dem Auftreten des heiligen Willehad beginne, wo ganz Sachsen sowohl den Waffen der Franken unterworfen, als dem Dienste Gottes gewonnen wurde, setze ich meinem Büchlein ein Ziel mit

  1. Anspielung aus Cicero’s „Traum des Scipio“, enthalten in dem Buche vom Staate VI, 9 ff.
  2. Also nichtig und grundlos, denn in Virgil’s Aeneide Buch V1, Vers 894-6 heißt es:
    Zwiefach sind die Pforten des Schlafs, die hornene nennt man

    Eine, wodurch leichtschwebend die wahren Erscheinungen ausgehn;
    Weiß die andre und hell aus Elfenbeine geglättet,

    Doch ihr entsenden zur Luft falschgaukelnde Träume die Manen. V o ß.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_005.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)