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verrechnete. Die Gesamtausgaben des kurprinzlichen Hofes für die Rüstkammer in den drei letzten Regierungsjahren Augusts betrugen 6246 fl. 15 gr. 8 Pf. Von den Meistern, die so für die Rüstkammer beschäftigt wurden, sind vor allem die Plattner Peter von Speier d. J., Wolfs Sohn und Nachfolger, und Wolf Bebbighorn, die Messerschmiede Barbart Seyfridt und Hans Mammitzsch, die Büchsenmacher Drechsler, sechs an der Zahl, Zacharias Herold, Stephan Schickrad, David Wächter, denen sich Paul Buchner, der Schraubenmacher und Baumeister, selbst zugesellt, der Schäfter Georg Zöllner, die Goldschmiede Wendel unter der Linden, Urban Schneeweiß und Christoph Kellerthaler, die Tischler Georg und Marx Fleischer, schließlich die bekannten Maler Heinrich Göding und Daniel Bretschneider zu nennen.

Nachdem nach Vollendung des prächtigen „Neuen Stalls“ die Schätze der Rüstkammer dort in nahezu vierzig Sälen und Gemächern dreier Stockwerke übersichtlich untergebracht waren, wurde auch die Inventarisierung von neuem in Angriff genommen. Zwar deren Ergebnis, das anscheinend erst kurz vor dem Tode des Kurfürsten fertig vorlag, ist uns nicht mehr erhalten, und auch aus den ersten Jahren der Regierung Christians II., als sein Vormund Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar-Altenburg die Administration Kursachsens in Händen hatte, liegen nur einzelne Nachträge, Rechnungen und Sonderverzeichnisse vor, von denen die Inventare der „Büchsenkammer und des Armbrust Schießzeuges“ das vollständigste Bild der Bestände geben. Erst im Jahre 1605, vier Jahre nach seinem eigentlichen Regierungsantritt, erinnerte sich der lebenslustige junge Monarch dieser Pflicht, und beauftragte den Kammerrat und Rentmeister Humpert von Langen und die Stallmeister Georg von Schleinitz und Hans Meißner mit Aufstellung eines neuen Hauptinventars „Über die Rüst- und Inventionskammern auf dem neuen Stall“. Dies wurde, ein Foliant von 1604 Seiten, auf denen wenigstens ein halbes Dutzend verschiedener Handschriften zu erkennen sind, im folgenden Jahre abgeschlossen; es enthält, so sehr es auch in vieler Beziehung den Eindruck eines flüchtigen Konzeptes macht, zahlreiche wichtige Hinweise auf Alter, Herkunft und Verfertiger der Stücke neben oft ausführlichen Beschreibungen. Aus den räumlichen Bedingungen entwickelt sich der Organismus der Sammlung, wie er dann ihre Aufstellung bis ins 19. Jahrhundert hinein bestimmt hat. Da haben wir die Schwarze Reiter- oder Schlittenkammer, die Ballien-, Harnisch-, Kur-, Lange Wehr- und Ungarische Kammer, die Büchsenstube und die Neue und Lange Inventionskammer. Zwischen den Harnischen, Degen und Dolchen, dem Schießzeug, den Sätteln und Roßstirnen drängen sich türkische Teppiche, Kleider zum Wassertriumph, also Phantasiekostüme, Schlitten, Roßarzneibücher, Turnierröcklein, corduanische Schießtaschen, persianische Handschuhe, Marschallstäbe, Schrotfäßlein und dergleichen mehr. Inzwischen war besonders die Reihe der Kriegs- und Prachtharnische, wie wir heute die Kürasse und Ballienharnische nennen, um zahlreiche hervorragende Arbeiten vermehrt worden: am bedeutungsvollsten durch die siebzehn Harnische aus der Werkstatt des berühmten Augsburger Plattners Anton Pfeffenhauser und die beiden Meisterwerke des Nürnberger Goldschmiedes Heinrich Knopf, der, als „Cnoep“ Sprößling einer Münsterschen Goldschmiedefamilie, 1630 in Frankfurt sein bewegtes Leben beschloß. Ihm den Zielen wie der Energie des künstlerischen Wollens nach eng verwandt, war seit 1590 der bayerische Messerschmied Othmar Wetter in Dresden für die kurfürstlichen Kunstfreunde tätig. Bis fast ans Ende des Jahrhunderts läßt sich das Wirken dieses Meisters, in dem die Kunst des Eisenschnittes einen ihrer hervorragendsten Könner nach dem Norden entsandt hatte, in der Hauptstadt Sachsens verfolgen; dreimal wird sein Name in dem großen Inventar von 1606 genannt. In der gleichen Zeit taucht der Plattner und Büchsenmeister Hans Undeutsch in den Akten auf, der für das Zeughaus und dann auch für die Rüstkammer Trabharnische schlug. Doch verminderten sich die Aufwendungen allmählich mehr und mehr. Im ersten Quartal 1613 wurden für die Rüstkammer nur 91 fl. 9 gr. ausgegeben, während in der gleichen Zeit „Kleidung und seidene Waren“ 21314 fl. 11 gr. 10 Pf. verschlangen. Aus der Zeit Johann Georgs I. treten uns die Plattner Christian[WS 1] Müller und Jakob Jöringk entgegen. Die wertvolle Überlieferung der sächsischen Plattnerkunst verebbte nach und nach; der Prachtharnisch in gebläutem Eisen mit reicher Goldmalerei, den die Kurfürstin im Jahre 1622 ihrem Gemahl zum Weihnachtsfest darbrachte, ist das Werk eines Augsburger Meisters; Breslauer und Wiener werden

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Christan
Empfohlene Zitierweise:
Erich Haenel: Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer. Karl W. Hiersemann, Leipzig 1923, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Haenel_Kostbare_Waffen.pdf/6&oldid=- (Version vom 16.5.2019)