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a. Hirschfänger (Bandwehr). Griff Eisen, geschnitten und gebläut, auf gepunztem Grunde erhabene Darstellungen mit Tausia in Gold und Silber: auf dem Knaufe Mucius Scaevola und Marcus Curtius, auf dem Griff und den geschwungenen Stangen Trophäen, Eichhörnchen, Vögel, Schmetterlinge, Schnecken und anderes Getier auf Blattranken mit Blumen. Die flache Klinge oben gleichfalls geschnitten und tauschiert, auf der einen Seite der Merkurstab, auf der andern ein Pfeil mit einer Schlange. Klingenmarke: der Reichsapfel.

Inv. der Jägerkammer 1668, N. 280: Eine Bandwehre die Klinge mit dem Reichsapffel und oben mit golde und Silber eingehauen, das Creuz Stangen Grieff und Knopff von eisen, durchaus mit golde und Silber künstlich eingehauen.

Das schöne Stück, das durch die technisch und künstlerisch einheitliche Durchbildung von Griff und Klinge und die wirkungsvolle Behandlung der Tausia auffällt, steht den Arbeiten süddeutscher Eisenschneider nahe. 1. Viertel des 17. Jahrhunderts. (FHM. M 270.)

b. Hirschfänger. Griff Eisen, geschnitten und gebläut, der Grund vergoldet. Auf dem Knauf Reiterszenen, auf den Stangen und Bügel Ranken mit Meergöttern und liegenden Gestalten, das Gehilze mit Eisen und Kupferdraht umwickelt. Die Rückseite der Stangen und Bügel glatt, vergoldet. – Auf der Klinge die Buchstaben ANNA (auf beiden Seiten) und eine wohl Solinger Marke.

Inv. der Kurkammer 1671, N. 42: Eine Bandwehre mit einem eisenfarbenen länglicht rundten Knopffe mit eisernen Reutern und auf den Grund verguldet das Creuz über sich gekrümmet, außgehauen und vergüldet, auff der Klinge ANNA.

Die Bezeichnung „Bandwehr" für Jagdschwerter mit flachen, zweischneidigen Klingen findet sich seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts in den Inventaren. – Derbe, aber geschickte Arbeit, um 1620–40. – (FHM. M 257.)

c. Hirschfänger Kurfürst Johann Georgs I. – Gefäß Eisen, geschnitten, gebläut und z. T. versilbert. Knauf, Bügel und Ring werden von realistisch gebildeten Jagdgruppen, Hunden auf der Saujagd, gebildet, wobei das Schwarzwild dunkel, die Hunde hell, versilbert, sind. Gehilze Hirschhorn, mit geschnittenen silbernen Rosetten. – Der Beschlag der mit gepunztem schwarzen Leder überzogenen Scheide zeigt die gleiche Behandlung, die Knäufe der drei Besteckmesser werden von Bracken- und Sauköpfen gebildet.

Inv. der Jägerkammer 1668, N. 195: Ein Hirschfänger mit einem hirschbeinern rauchen Hefft mit Silbernen Rosen und Sternlein, einem Eisernen zum theil versilberten gefäße, mit wilden Thieren, in einer schwarz ledernen Scheide … welches Churfürst Johann Georg der Erste selbsten zu tragen pflegen.

Die sehr freie und schwungvolle Komposition deutet schon auf die Formenlockerung des Barock hin. – Mitte 17. Jahrhundert. (FHM. M 11.)

d. Hirschfänger Kurfürst Johann Georgs I. – Gefäß Eisen, geschnitten und gebläut, auf vergoldetem Grunde Renaissancedekor mit figürlichen Szenen: am Griff die Gestalten von Amor und Aktäon, weiter ein Hirsch, der vom Jäger abgefangen wird, mit Hunden, Jagdtiere u. a. Die Klinge zeigt oben in Goldmalerei auf gebläutem Grunde Jagdszenen.

Inv. der Jägerkammer 1668, N. 218: Ein Hirschfänger die Klinge mit güldenen Figuren auf blauen grunde oben gezieret mit einem ganz eisernen Creuze, Grieffe, Stangen und Muschel schön mit erhobenen schwarz eisernen figuren gezieret.

Auf der Scheide des zu der gleichen, aus fünf Teilen bestehenden Garnitur gehörigen Waidblattes die Buchstaben AHZB (Albrecht IV., Herzog zu Bayern) und das bayerische Wappen. Die Beschreibung der beiden Hörner und der Jagdtasche, des Schwedlers, im gleichen Inventar (N. 150) schließt mit den Worten:

Dieses haben J. C. Gn. Herzog Johann dem Ersten C. Herzog Albrecht in Bayern durch den Jägermeister Mänzin nebst einem Hirschfänger und Waidemesser präsentieren lassen.

Nach den Hofrechnungen Herzog Albrechts erhielt im Jahre 1618 der Hofmesserschmied Jakob Seepronner für einen Hirschfänger, Waidmesser u. a. 40 Gulden, der Eisenschneider Daniel Sadeler für Arbeit am Hirschfänger, 2 Jägerhornbeschlägen nebst Gürtel und Gehänge 129 Gulden. In der Tat trägt die Klinge eines Besteckmessers die Marke des Messerschmiedes S, und der Stil des Eisenschnittes entspricht in allen Einzelheiten dem der bekannten Arbeiten des ausgezeichneten Eisenschneiders, von dem auch das Rapier F H M. E 688 (s. Tafel 60, S. 120) herrührt (Stöcklein, Meister des Eisenschnittes, S. 60). Demnach ist nicht Johann Georg II., wie Ehrenthal a. a. O. S. 224 annimmt, sondern Johann Georg I. der Empfänger der Garnitur. – (FHM. M 310a.)

Empfohlene Zitierweise:
Erich Haenel: Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer. Karl W. Hiersemann, Leipzig 1923, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Haenel_Kostbare_Waffen.pdf/248&oldid=- (Version vom 6.1.2019)