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Inv. der Churkammer 1671, Nr. 302 (S. 140): Ein Degen und Dolch mit ganz eisernen mit Löwen-Köpffen und Jagten zierlich außgehauenen und ganz vergüldeten Knöpffen Grieffen … die Klingen durchaus blau angelauffen und mit deren Herrn Churfürsten Bildnüßen zu Pferde auch derer Wapen und nahmen schön gestochen und verguldet … welche Churfürst Johann Georgen dem Ersten von dem General Wachtmeister dem Herrn von Trautzsch praesentiret worden.

Der „Degen“ (Reitschwert) entspricht in seiner Bildung bis ins einzelne dem Dolch; seine Klinge zeigt die Bildnisse des Kaisers Ferdinand III., der Könige Gustav Adolf von Schweden, Christian IV. und V. von Dänemark, Ludwig XIII. von Frankreich, Philipp IV. von Spanien, Siegismund I. von Polen, des Kurfürst Maximilian von Bayern, des Kurprinzen Johann Georg (II.) und anderer fürstlicher Zeitgenossen. Danach muß die Garnitur ungefähr um 1650 entstanden sein. (FHM. E 662.)

e. Dolch des Kurfürst August. – Griff und Scheide Silber, gegossen und getrieben. Knauf mit vier Masken, als Parierknebel Eicheln. – Auf der halbrunden Scheide Reliefdarstellungen: Aristoteles und Phyllis, die nackte Justitia mit Schwert und Wage, Ceres; am vierteiligen Ort zweimal die stehende Leda mit dem Schwan, nach dem bekannten antiken Relief, Diana und Lucretia; die flache Rückseite mit derben Weinblattranken graviert.

Inventar der Rüstkammer 1567, S. 124b: Eine kleiner kurtzer Silberner tolch mit einer Collingischen (Solingischen?) kling ist Kreuzlein Knopff und hefft alles Silber dergleichen die scheide dorauf gegossene arbeit wie die fraw denn Man gezeumett, unnd einer Nackettenn Justicia, mit zweyenn bestecken, ist des Königs zu Dennemarck gewesen.

Dies könnte Christian III., Kurfürst Augusts Schwiegervater, † 1559, oder sein Nachfolger Friedrich II. 1559–1588, sein (s. Tafel 42b, S. 84). Die Waffe gehört in die Zeit um 1550–1560, der unbeholfene Charakter der figürlichen Szenen läßt annehmen, daß sie keine deutsche, sondern vielleicht Kopenhagener Arbeit ist. (FHM. E 57.)

f. Dolch mit Springklingen (Parierdolch). – Griff Eisen, auf der Vorderseite geschnitten und mit Gold tauschiert; Dekoration von Masken und Löwenköpfen. Die Seitenklingen greifen mit Haken in einen durch einen Schieber beweglichen Riegel der Mittelklinge ein, zwei Federn, am obern Ende dieses Vierkants, drücken sie nach außen.

Inventar der Rüstkammer 1567, S. 104b: Ein schwarz Rappier . . . . sambt einem tolch mit dreyenn außschnallenden spizenn unnd Straln.

Vgl. Tafel 43b, S. 86, wo die Fächerform der Abwehrwaffe durch einfache Spaltung der Klinge erzielt wird. – Italienisch, um 1560.

g. Dolch in der Art der Schweizerdolche. – Griff von geschnittenem und poliertem Achat, mit vergoldetem Silber beschlagen. – Die Klinge zur Hälfte geätzt und vergoldet; auf der einen Seite die Inschrift: „Er macht meinne fuß gleich den hirssen unnd stelet mich auff meine höhe Psalma am XVI“, auf der andern aufsteigende Ranken und Puttenköpfe. Eingeschlagene Schmiedemarke in der Art der von Lyon. – Scheide, Silber, gegossen und vergoldet; auf der Vorderseite in durchbrochenem Relief Kampfszenen antiker Krieger, vor einem König, dem ein Knieender die Krone darbringt, in der Art des H. S. Beham. Auf der Rückseite graviert ein Putto mit Blattwerk im Stil des Meisters mit den Pferdeköpfen. – Nürnberger Beschau.

Inventar der Rüstkammer 1567, S. 123b: Ein kurtzer tolch hatt eine kling auf beidenn seiten mit guldener schriefft geezet, Das Kreuz hefft unnd Knopff dergleichen die Hefft am bestecke vonn einem pollirten eckichtenn Jaßpis unnd mitt Silbernn verguldenn leublein unnd blettlein bischlagenn, Die scheide ganz silbern verguldt, forne durchbrochenn darauf eine Romische schlachtt.

Empfohlene Zitierweise:
Erich Haenel: Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer. Karl W. Hiersemann, Leipzig 1923, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Haenel_Kostbare_Waffen.pdf/212&oldid=- (Version vom 6.1.2019)