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a. Knauf, Eisen gebläut, oval pilzförmig gerippt mit silberner Blume auf der Angel, Gehilze mit (ehemals) Samt bezogen, die Knöpfe der Parierknebel mit graviertem Silber beschlagen. – Klinge mit steilem Grat. – Scheide, mit Besteckmesser und Pfriem; auf dem Mundblech dreimal verschlungene Hände, dazwischen zweimal in Silber, durchbrochen die Buchstaben: MTMV, von Blättern durchzogen. Bezug von Samt, Ortband mit Ring- und Blattdekor, gleichfalls von Silber.

Inventar der Rüstkammer. 1567. S. 124: Ein tolch mit einer hochgereifften klingenn, hatt ein schwarz Kreuz unnd Knopff, auch der Knopff mitt Silbernn rosen belegett hatt ein sammet hefft unnd scheidenn dorann ein Silbernn beschlege mitt drey reiffen darzwischen durchbrochenne buchstabenn, mit einer zwiefachenn Silbernn Kette, zweyenn beschlagenen besteckenn unnd einem kurz silberen orthbanndt mit laubwergk.

Ehrenthal (a. a. O. S. 101) vermutet in den Buchstaben die Devise des Herzogs Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig († 1568) „Meine Zeit mit Unruh“ in der niederdeutschen Form: M(in) T(id) M(it) V(nruh). Doch findet sich dieser Wahlspruch nicht bei diesem Fürsten, sondern bei Heinrich dem Mittleren von Braunschweig-Lüneburg (1468–1532), der durch seine Gemahlin Margarete von Sachsen ein Schwager Friedrichs des Weisen war. Die verschlungenen Hände deuten auf eine Hochzeitsgabe oder wenigstens auf ein Geschenk zwischen Eheleute. Der gotische Einschlag der Dekoration weist auf das erste Viertel des 16. Jahrhunderts hin. (FHM. E 626.)

b. Kurzes Schwert (Ochsenzunge) Kurfürst Johann Friedrichs des Großmütigen (1503–1554). Ausstattung von vergoldetem Silber getrieben und graviert; Gehilze roter Samt. Klinge mit gebläutem, goldtauschiertem Mittelstreifen. Auf dem Mundblech der mit rotem Samt bezogenen Besteckscheide ein Medaillon mit Abigails Huldigung vor David (1. Sam. 25, 23), auf dem Ortband zwei Porträtmedaillons in Lorbeereinrahmung: Johann Friedrich und seine Gemahlin Sibylle von Cleve.

Inventar der Rüstkammer. 1567, S. 122b: Ein tolch mitt einer breittenn kling auf beidenn Seitenn mit golt auf einen braunen (!) grundt geezet, Kreuz Knopff und oderhefft mit Silber überzogenn und vergult die scheide hat ein beschlege dorauf ein rundt biltlein wie Abigail die Verehrung König Davit bringt … am orthbandt. Churfürst Johann Friedrich unnd S Churf Gemahls Contrafactur.

Die Waffe zeigt den Einfluß italienischer Vorbilder am deutlichsten in der Zeichnung der Tausia auf der Klinge und der durchaus freien und renaissancemäßig ausgeglichenen Komposition der Plakette auf dem Mundblech. Um 1530–1540. (FHM. E 619.)

c. Dolch. – Den Knauf, grau und weißer Chalcedon, bildet ein Drachenkopf, mit Augen von Rubinen in weißem Email, auf dem Hinterkopf das Medusenhaupt geschnitten. Das Gehilze, auf braunem Holz durchbrochene Auflagen von Gold, bunt emailliert mit Granaten und antiken Gemmen besetzt; auf den, ebenso durchgebildeten Knebeln je eine weibliche Halbfigur, in geschnittenem Onyx. – Krumme, glatte Klinge, oben blattförmige Auflagen, Eisen gebläut, mit Gold und Silber tauschiert, auf beiden Seiten aufgenietet. – Scheide, wie der Griff dekoriert; in den Kameen erkennt man mythologische Gestalten und Szenen: Herkules, Leda, Bacchus und Ariadne u. a.

Der Stil dieser Prunkwaffe, in dem sich orientalische Elemente mit den Formen der deutschen Hochrenaissance mischen, steht den Arbeiten des Münchners Hans Mielich nahe, der für die bayerischen Herzöge Wilhelm V. und Albrecht V. arbeitete. – Um 1550–1560.

d. Dolch. – Gefäß Eisen, geschnitten und vergoldet, mit Masken, Blattwerk und Jagdszenen. Klinge gebläut, geätzt und vergoldet: vorn Johann Georg I. zu Pferd, mit der Überschrift: IOHAN GEORG DG • DVX • SAX• und Jagdszenen; hinten Kaiser Ferdinand II.: FERDINAND. IM. DG. ROM. und ein anderer Reiter: CHVRFVRST. COLLONI• (!) dazwischen eine Schwadron Reiter und der Reichsadler. An der Angel die eingeätzte Marke, das Einhorn, des Klingenschmieds Clemens Horn von Solingen.

Empfohlene Zitierweise:
Erich Haenel: Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer. Karl W. Hiersemann, Leipzig 1923, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Haenel_Kostbare_Waffen.pdf/210&oldid=- (Version vom 6.1.2019)