Seite:Haenel Kostbare Waffen.pdf/119

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

a. Schild. Eisen, grau, getrieben, mit Gold tauschiert; um den gewölbten Rand läuft eine friesartige Darstellung: rechts eine Reiterschlacht, links, von Kriegern und gefesselten Gefangenen umgeben, vor einem Zeltlager der Feldherr als römischer Krieger, die Lanze in der Hand, dem die herbeieilende Siegesgöttin den Lorbeerkranz bringt. Auf dem Schild, den seine Linke hält, die Zahl MCCLXXXIX = 1289. Um den inneren Rand läuft, in Gold tauschiert, die Inschrift:

Septimus ense niger bellator Lesco trucidat
Jazyagas capiti fert diadema polus
Contra hostem Michael dux caelitus arma ministrat
Una stetit gemino gloria parta duce.

Auf dem äußeren Rand acht gebläute, mit Gold tauschierte Platten, von denen zwei den polnischen Adler, zwei den litauischen Reiter, die übrigen Trophäen und Blumenranken zeigen. Futter (ehemals) roter Samt, Fransen rot und gold. – Der Schild ist aus zwei Teilen sorgfältig zusammengeschweißt, der Nabel aufgenietet, der Stachel aufgeschraubt.

Inventar Türkische Kammer 1716, S. 159: Eine mit Römischen Kriegshistorien schön getriebene und mit Golde eingeschlagene Rondartzsche, so der Cronmarschall Muizneck anhero geschenkt.

Graf Mniszech war der Schwiergersohn des Grafen Brühl, Premierministers und Günstlings Kurfürst Friedrich Augusts II. Lezek IV. der Schwarze, Herzog von Polen (1279–1288), besiegte im Jahre 1280 die Litauer und Jazygen unter ihrem Führer Leu Danilowicz. Der Schild trägt die stilistischen Kennzeichen einer italienischen Arbeit zu Ende des 16. Jahrhunderts; die gebläuten Plättchen des äußeren Randes mit den Wappen sind mindestens fünfzig Jahre jünger und demnach später hinzugefügt. Die Zuweisung des Schildes an Johann Sobieski (Führer S. 187) ist nirgends belegt. Der Ductus der Schrift ist für eine italienische Arbeit ungewöhnlich, auch die Jahreszahl auf dem Schild fügt sich dessen Form schlecht ein. Es dürfte also das italienische Original, das eine der üblichen Kriegsszenen trug, vielleicht als Huldigung für einen Polenfürsten des 17. Jahrhunderts mit der nationalen Legende und der, noch dazu falschen Jahreszahl geschmückt worden sein. Ob dieser Fürst der Türkenbezwinger Sobieski war, bleibt bloße Vermutung; das Wappen gibt in dieser Beziehung keinen Anhalt. – (FHM. J 176.)

b. Schild. Holz, vergoldet, mit Lackfarben in schwarz, weiß und grün bemalt. – Auf der gewölbten Vorderseite Jagdszenen: Eber und Hirsch werden von Reitern, Männern und Frauen, die Spieße, Pfeil und Bogen führen, gejagt. Die Innenseite weist, durch das grünsamtene Armkissen getrennt, zwei figürliche Szenen auf. Oben: ein reichgewaffneter Feldherr steht mit erhobenem Schwert in einer Säulenhalle vor einer Versammlung älterer Männer in orientalischer Tracht, hinter ihm eine erregte Menge. Unten und seitlich: ein Reitergefecht. Um die Darstellung läuft, außen und innen, eine zierliche Bordüre von Rosetten und Schuppen. Fesseln mit grünem Samt bezogen.

Inventar Türkische Kammer 1674, S. 3: Eine hölzerne runde Tarsche auswendig mit einer Jagt: inwendig aber mit einer Historia schön gemahlet, mit grün sammeten Riehmen.

Die Technik der Malerei ist italienisch; der Stil der Darstellungen verrät keinen künstlerisch hochstehenden Meister, die Szenen sind unruhig und verwirrend in der Komposition, steif in der figürlichen Einzelbildung. Das Ganze nur auf dekorative Wirkung berechnet. 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Empfohlene Zitierweise:
Erich Haenel: Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer. Karl W. Hiersemann, Leipzig 1923, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Haenel_Kostbare_Waffen.pdf/119&oldid=- (Version vom 6.1.2019)