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dessen leider längst verstorbener Schwager zufällig der richtige Adressat war, was aber unser Spießer nicht wußte.

So gelangte, Dank unserem guten Stern, auch diese Gefahr rechtzeitig zu unserer Kenntnis und bis die Herren wieder angerückt kamen, war alles weggeräumt, alles futsch. Sie mußten wieder mit leeren Händen abziehen.

Einen Reinfall hätte diese Haussuchung abgeben können deshalb, weil dieser Genosse unsere Registratur besaß, die auf das gegebene Alarmzeichen in den Kinderwagen gepackt und mit dem Kind solange spazieren geführt wurde, bis die Haussuchung vorüber war.

Im Jahr 1885 hatten wir wieder Gemeinderatswahl, an der wir uns selbstverständlich beteiligten.

Kegelmaier hatte sich in der kurzen Zeit, wie nicht anders zu erwarten war und wie wir seinen Wählern schon vor seiner Wahl prophezeit hatten, so gut eingeführt, daß ein großer Teil dieser Wähler nun mit uns stimmten und unser Kandidat mit nahezu 900 Stimmen zu ihm aufs Rathaus entsandt wurde, als erster Sozialdemokrat in einer württembergischen Gemeindevertretung.

Manchen harten Strauß gab es in den nächsten Jahren mit dem kleinen Bismarck auszufechten, der, wenn auch kleiner, so doch mindestens so gewalttätig und womöglich noch skrupelloser war wie der Große.

Im Anfang hatte unser Vertreter keinen leichten Standpunkt, da auch seine lieben Kollegen Burgois und Spießbürger ihn als unliebsamen Eindringling betrachteten und demgemäß zu behandeln suchten.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/91&oldid=- (Version vom 1.8.2018)