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ein, wenn auch klägliches Ende gefunden. Von diesem Bruchteil der Treugebliebenen hatten wir auch hier, wo wir überhaupt von allem haben müssen, eine erkleckliche Portion.

Von den älteren Parteigenossen waren ganze sieben Mann, einschließlich mir, der alten Richtung treugeblieben, alle übrigen waren Anhänger Mosts geworden. Es war auch bequemer zu damaliger Zeit, Mostianer zu sein, als der alten Richtung anzugehören, deshalb, weil sich die Tätigkeit der ersteren lediglich darauf beschränkte, kräftig auf uns zu schimpfen und höchstens noch die Most’sche „Freiheit“ zu verbreiten, was angesichts des Umstandes, daß die „Freiheit“ eigentlich Regierungsblatt war, von derselben unterstützt wurde zu dem Zweck, unsere Bewegung zu spalten, zu ruinieren, keine gefährliche Tätigkeit darstellte.

Man hat auch tatsächlich wenig davon gelesen, daß Mostianer in dieser Zeit verurteilt wurden, außer sie benahmen sich gar zu tollpatschig, wie z. B. hier, wo sie in einer kleinen Wirtschaft eine öffentliche Versammlung hielten, die dem Wirt wegen Hergabe des Lokals 14 Tage Gefängnis einbrachte.

Nun, der K. Fritz, so heißt der Wirt, hat über diese Bescherung damals nicht schlecht geschimpft. Im übrigen kümmerten sich die Mostianer verdammt wenig um Politik. Sie wären gegen die Beteiligung an der Wahl, gegen das Parlamenteln, wie sie sich ausdrückten, überhaupt. Sie sagten, nur mit Hilfe einer Revolution können die Zustände geändert werden. Es ist deshalb nur nötig, das Volk aufzuklären, auf die Revolution vorzubereiten und das besorgt unsere Most’sche

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Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/63&oldid=- (Version vom 1.8.2018)