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Nun wurde der Gestrenge grob und donnerte mich an: „Wollen Sie damit sagen, daß ich Sie belüge, daß ich Ihnen etwas vorschwindle?“ „Keineswegs“, replizierte ich, „sondern nur, daß ich es für unmöglich, ja unbegreiflich halte, daß F. solche Angaben gemacht habe, da dieselben lediglich aus der Luft gegriffen seien; jeder tatsächlichen Grundlage entbehren und ich mir diese Angaben des F. nur dadurch erklären könne, daß er durch die Haussuchung bei ihm so verwirrt wurde, daß er nicht mehr wußte, was er sprach.“

Nun legte mir der Gestrenge das mit F. aufgenommene Protokoll vor und richtig, hier stand es schwarz auf weiß, was er mir eröffnet hatte, von F., wenn auch mit zittriger Hand, fein säuberlich unterschrieben. Nun mußte ich an das von mir für unmöglich Gehaltene glauben und konnte auf die Frage des Staatsanwalts: „Nun, glauben Sie jetzt, daß F. die Angaben gemacht und was haben Sie darauf zu antworten?“ nur erklären: „Bitte nehmen Sie meine obigen Ausführungen, die ich zu dieser Sache machte, zu Protokoll, sie entsprechen den tatsächlichen Verhältnissen“. Dies geschah und als das Protokoll von mir unterzeichnet war, wurde ich von dem Gestrengen verabschiedet mit den Worten: „Sie sind vorläufig entlassen“.

Das Jammerbild stand immer noch vor der Türe und ich warf ihm einen Blick zu, der ihn halbwegs zur Vernunft brachte, denn er gab vor dem Staatsanwalt an – er wurde sofort nach mir nochmals vernommen – meine Aussagen könnten richtig sein, er sei so verwirrt und wisse nicht mehr, wo ihm der Kopf stehe.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/59&oldid=- (Version vom 1.8.2018)