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keine Schuld, werde jedoch die Voruntersuchung, soviel an ihm liege, möglichst abzukürzen bestrebt sein.

Dies war ein Kanzleitrost, wie sich später herausstellte.

Wie ein gereizter Löwe in seinem Käfig, wanderte ich, in den meinigen zurückgebracht, in demselben herum, auf Gott und die Welt, besonders aber auf Bismarck schimpfend und tobend.

Alle Beruhigungsversuche Erligheims halfen nicht, ich wurde im Gegenteil auch gegen den armen Kerl sackgrob, der es ja wirklich gut mit mir meinte.

Erst am folgenden Tage beruhigte ich mich einigermaßen.

Die Tage verflossen nun in regelmäßiger Einförmigkeit bis zum 14. An diesem Tag war Hauptverhandlung gegen Erligheim und Genossen, zu der mein Erligheimer schon vor acht Uhr abgeholt wurde, ich hatte ihm alles Glück gewünscht.

Kurz vor zwölf Uhr kam er in ähnlicher Stimmung zurück, wie ich nach Ablehnung meines Gesuchs, er erhielt sechs Monate Gefängnis, der Haupttäter fünf Jahre Zuchthaus zudiktiert und nun war die Reihe des Tröstens wieder an mir, was mir auch nach kurzer Zeit gelang, dadurch, daß ich ihm die Verhältnisse und Einrichtungen, sowie die Behandlung am Strafplatz schilderte, ihm sagte, daß sein Vergehen, sowie die Strafe dafür nicht entehrend sei, daß die sechs Monate auch vorübergehen werden und daß später Jedermann und gewiß auch seine Lisbeth es bald vergessen werden.

Am anderen Vormittag schon wurde er nach dem Strafplatz abgeführt. Herzlich war unser

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Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)