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Der erste Schritt auf diesem Wege ist indes gemacht und Aufgabe der heutigen Generation ist es, durch rastloses Arbeiten weiterzubauen, auszubauen. Aufgabe der jetzigen Generation ist es aber auch, an unsere Stelle zu treten.

Wir Alten werden mürbe, morsch und müde, das Banner entsinkt unseren Händen, nehmt Ihr es auf! An Euch liegt es, es zum endgültigen Sieg zu führen! Wir haben Bresche gelegt und eine breite Bresche, Millionen Anhänger zählen wir heute, Millionen, die mit Fug und Recht zu uns gehören, stehen uns noch fern, holt sie! Euch muß es ein leichtes sein, da ihr gleichfalls nach Millionen zählt. Eure heilige Pflicht ist es, sie zu holen und unser Vermächtnis kleiden wir in den wiederholten Ruf, holt sie! Befolgt ihr diesen Ruf, dann wird das rote Banner auf allen Zinnen wehen, die Menschheit wird befreit sein aus Not und Elend. Die neue Zeit, die goldene Zeit des allgemeinen Glückes, der wirklichen Brüderlichkeit, wird Euer Lohn sein. Auf diesen Weg gebe ich Euch zur Anfeuerung, zur Begeisterung, noch die Worte des Dichters mit:

Frei! wird der Mensch geboren,
Zum Knecht macht ihn die Not,
Wir wollen uns erringen
Die Freiheit und erzwingen,
Dem freien Mann sein Brot!

Hoch fliegt das rote Banner
Auf, schlafendes Geschlecht!
Schon fängt es an zu tagen,
Drum laßt uns kecklich wagen
Den Strauß, für unser Recht.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/150&oldid=- (Version vom 1.8.2018)