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wird, da mein Gedächtnis immer noch ein sehr gutes ist.

Weiter mögen sie verzeihen, wenn ich ihnen Wichtigscheinendes weggelassen hätte. Nach meiner Ueberzeugung habe ich alles Wichtige und Wesentliche behandelt.

Wenn ich den Erzählerton wählte, die Schilderung in die Form der Erzählung kleidete, so deshalb, weil es in dieser Form möglich war, sie interessant, fesselnd und zugleich unterhaltend zu gestalten, wodurch die Leser weniger ermüdet werden, als durch ein einfaches, trockenes Aneinanderreihen der Vorgänge.

Auch aus Rücksicht auf das schöne Geschlecht wählte ich diese Form. Aus alter Erfahrung weiß ich, daß die schönere Hälfte der Menschheit gelehrte Abhandlungen nicht liebt, ungelehrte sogar verschmäht. Dagegen Erzählungen nicht nur liest, sondern schon mehr verschlingt und gerade auch diese Hälfte wollte ich zu Lesern haben. In Rücksicht auf sie und die jüngere Generation ist manches eingestreut, was nicht absolut zur Berichterstattung gehört. Wenn diese Absicht erreicht ist, wenn sich die gehegte Hoffnung erfüllt hat, dann bildet dies den schönsten Lohn mit für meine Mühe.

Die weitere Veranlassung war, der heutigen Generation ein anschauliches Bild zu geben von dem Werdegang der Arbeiterbewegung in unserem Wahlkreise. Ihr zu zeigen, wie diese Bewegung aus dem anfänglichen Nichts sich entwickelte, durch unablässige, emsige Arbeit, unter den teilweise schwierigsten und ungünstigsten Verhältnissen aber, in der verhältnismäßig kurzen Spanne Zeit von 30 Jahren zur heutigen achtunggebietenden Höhe

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/147&oldid=- (Version vom 1.8.2018)