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Nun, mag er tun, was er nicht lassen kann, die Hauptsache ist, daß wir ihn los haben.

Nach dieser kleinen Abschweifung kehren wir wieder zu unserer Parteitätigkeit zurück.

Obgleich die Reichstagswahlen von 1898 uns einen Stimmenzuwachs von rund 400.000, sowie 9 weitere Mandate brachten, oder vielleicht gerade deshalb, das rapide Anwachsen unserer Stimmen und Mandate wirkte auf unsere Gegner und die Regierung beängstigend, versuchten sie und führten es auch durch, noch vor den Neuwahlen eine weitere Schröpfung der Steuerzahler durch einen neuen Zolltarif vorzunehmen. Eine Reihe von Handelsverträgen war zu erneuern. Dieser Umstand, sowie das Geschrei der Agrarier und Bauernbündler über eine angebliche Notlage der Landwirte und der Profithunger einer Anzahl Großindustrieller veranlaßte die Regierung zur Ausarbeitung des neuen Zolltarifs, wobei natürlich auch darauf Rücksicht genommen wurde, daß ein gehöriger Brocken bei diesem Geschäft in die Reichskasse kam, die fortwährend über Geldmangel zu klagen hatte.

Daß der Tarif, um allen diesen Anforderungen, die an ihn gestellt wurden, zu genügen, inhaltlich so aussehen mußte, daß er mit Recht den Namen Hunger- und Wuchertarif verdiente, kann man sich lebhaft denken. Zu den Anhängern des neuen Tarifs zählten nicht nur die Konservativen und Nationalliberalen, sondern auch das Zentrum, das schon längst zur Regierungspartei emporgesunken war und seit einer Reihe von Jahren bei jedem Volksverrat, bei jeder Schröpfung

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Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/139&oldid=- (Version vom 1.8.2018)