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die Macher, das muß man ihnen lassen, mehr denn unser damaliger Landesvorstand, denn er fiel auf ihren Leim herein, annullierte den Ausschluß R., von dessen Aufrechterhaltung unser Kandidat, wie dem Landesvorstand bekannt war, die Beibehaltung der ihm übertragenen Kandidatur abhängig machte.

So endete mit Hilfe des Landesvorstands dieser damalige Streit zunächst mit einem Sieg der „Radikalen“, in weiterer Folge aber mit einer Niederlage der Partei von hier bei der Landtagswahl. Während unser früherer Kandidat es bei der Landtagswahl 1889 auf 1014 Stimmen brachte, erhielt der an seiner Stelle aufgestellte Stuttgarter Genosse 1895 nur 594 Stimmen.

Die Parteigenossen waren angesichts dieser Sachlage einfach außer Rand und Band und sie hatten auch allen Grund dazu, deshalb, weil in der Stadt bei dieser Wahl mit einem Sieg unseres alten Kandidaten zu rechnen war.

Kegelmaier, der sich immer mißliebiger zu machen verstanden hatte, es aber nicht einsah, streckte seine Hand nach dem Landtagsmandat aus. Der bisherige Inhaber des Mandats, der Volksparteiler H., war gestorben und die Volkspartei stand auf der Wahl, ob sie überhaupt, angesichts der drohenden Kandidatur Kegelmaiers, einen Kandidaten aufstellen solle; an geeigneten Männern fehlte es ihr ohnedies und in der Stadt hörte man nur eine Stimme „gegen Kegelmaier“.

Was Wunder, daß sich die Parteigenossen in den schönsten Hoffnungen wiegten und sich schon im Voraus auf diesen Wahlkampf freuten. Und all die Freude, all die schönen Hoffnungen wurden

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Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/120&oldid=- (Version vom 1.8.2018)