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Eine daraufhin einberufene Parteiversammlung, die sich mit dieser Angelegenheit beschäftigte, schloß den Hauptmacher, den Buchbinder R., der noch verschiedenes auf dem Kerbholz hatte, aus der Partei aus, gegen ein paar Stimmen seiner Anhänger.

Hiemit hielt man diese leidige Angelegenheit für erledigt. Es sollte indeß anders kommen und das ging so zu: Vier Genossen erklärten sich mit R. solidarisch und erhoben gemeinsam mit ihm Protest beim Landesvorstand gegen den Ausschluß. Während den Landesvorstand die Angelegenheit beschäftigte, machten die fünf in den Gewerkschaften gegen die Parteigenossen, besonders die führenden am Platze, Stimmung. Man unterschob ihnen, sie seien Gegner der Gewerkschaften, weshalb sie dieselben nicht unterstützten, sich in deren Versammlungen nicht sehen ließen.

In Wirklichkeit lag die Sache so: Die wenigen führenden Genossen waren nicht nur gewerkschaftlich organisiert, sondern auch die Gründer der meisten der damals bestehenden Organisationen. Die vermehrte politische Arbeit aber nahm ihre freie Zeit voll in Anspruch, machte es ihnen unmöglich, so wie früher sich der gewerkschaftlichen Organisation zu widmen.

Aus diesem Umstand konstruierten die Frondeure, denen jedes Mittel recht war, die Gegnerschaft zu den Gewerkschaften. Der Hauptgrund aber, warum diese Hetze inszeniert wurde, war die Gründung einer zweiten politischen Organisation am Platze, hiezu hatte man Mitglieder nötig und die holte man auf diese Weise aus den Gewerkschaften.

Diese Schöpfung diente lediglich als Pressionsmittel gegen den Landesvorstand. Routine hatten

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Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/119&oldid=- (Version vom 1.8.2018)