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anders möglich, ziemlich mager, obgleich er vierzehn Tage Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten.

Seine Ausführungen bewegten sich im großen Ganzen in einer abermaligen Verherrlichung der christlichen Lehre, sie sei eine Lehre der Duldsamkeit und der Entsagung, der Nächstenliebe und der Barmherzigkeit. Nicht nur von der Kanzel werde das „Liebet Euch untereinander“, die Nächstenliebe, die Sorge für die Armen, gepredigt, sondern all’ das werde auch im Privatleben von den Geistlichen fortwährend empfohlen und selbst praktisch geübt. Was zur Linderung der Not der Armen geschehen könne, geschehe jetzt und früher seitens der Kirche.

Wenn die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse nicht so seien, wie wir es wünschen, so trage die Kirche hieran keine Schuld, da es nicht ihre Aufgabe sei, sich mit Politik zu befassen. Ein besseres Jenseits gebe es zweifellos. Wenn die Kirche ihre Anhänger auf dieses Jenseits verweise, so bilde dieser Hinweis immerhin einen Trost für das dornenvolle Erdenleben der Armen, die es immer gegeben habe und künftig auch geben werde.

Es war das alte Lied, das Heinrich Heine so treffend gekennzeichnet mit dem Verschen: „Das Eia popeia vom Himmel, womit man einlullt, wenn es greint, das Volk, den großen Lümmel.“[ws 1]

Nach Dr. W. kam ein anderer Geistlicher an die Reihe, der in die gleiche Kerbe hieb und u. a. die christliche Nächstenliebe und Opferwilligkeit auch mit der mühevollen Heidenbekehrung zu beweisen suchte. Nebenbei schlug er noch ein Lamento darüber an, daß so viele heute der Kirche fern

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)