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Der Form nach walzig, heranrollend, näher und näher – braun, schmutzigbraun, lechzend, verzückt, ermattet, verröchelnd, verstöhnend, mit einem Stich ins Aschgraue, aber nur ganz leise.

Aber waren das nicht die Augen? Die Zunge? Ja so.

Also.

Und er schloß die Lider, schwer herab, wie lackierte und verschwollene Jalousieen, aber kräftig, mit Entschluß.

Die Zunge! Nur die Zunge.

Das war es.

Und da kam es, von der anderen Seite.

Von der richtigen.

Auf der Zunge, ganz nur. Untadelhaft.

Typisch, beinahe.

Tropenarom, kraftbrenzelnd, und doch knospenhaft zärtlich und mild wie ein junger Kuß ...

Manila!

Ja.

Da warf er die Lider zurück, gierheulend wie ein hungriges Raubtier, endlich über der Beute, und stürzte den Blick herum, und erhaschte ein Ladenfenster, und riß die Tür’ auf, schmetternd, und durchwühlte den Vorrat mit bebenden Fingern, und, abgeschnitten, angebrannt, hinaus und fort, saugend, jauchzend, pustend, in kurzen, wilden Bissen, gehässig, beinahe. Und immerfort.

Ja, das war es.

Und nicht einmal bezahlt, nämlich!

Vergessen, in der Eile. Gleichviel.

Aber das war es.


von einem guten Schüler Hermann Bahrs

Empfohlene Zitierweise:
Hanns von Gumppenberg: Das teutsche Dichterroß. Callwey Verlag, München 1929, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gumppenberg_Dichterross_0136.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)