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Und doch war es etwas. Und schon da, beängstigend, beinahe.

Und er wußte noch immer nichts.

Nichts, ganz unzweifelhaft.

Und es sollte doch sein! Er sollte ja doch ringen darnach, ehrlich, lebhaft, beinahe.

Das wußte er, freilich. Nun ja. Und endlich mußte es doch klar werden. Dennoch.

Es kam ja nur auf ihn an. Er brauchte ja nur zu warten. Und er wartete ja bereits, ohnedies.

Sonst konnte es nicht kommen. Woher denn sonst?

Vielleicht redete er es sich eben nur ein, das Ganze.

Vielleicht nur vom Gähnen. Es war so unvermutet gekommen. Eine Störung, Medizinisches, Zirkulation, oder dergleichen.

Oder Liebe? Eine Kokotte?

Nein. Er mußte lächeln. Die Lederwangen zurück, schlaff, quappelig, runzelnd, wie die Hautringe einer Griessuppe, und die Zähne vor, grellweiß ans Tageslicht.

Eingesetzt, natürlich. Schon lange.

Oder Hunger, vielleicht?

Er lächelte wieder, lachte, beinahe. Davon kam er ja. Er konnte sich erinnern. Der Kellner, und fünf Mark hatte es gemacht. Ein Knopf war abgesprungen, von dem Frack, ganz oben, und er hatte ihn aufgezogen, zum Nachtisch, unbarmherzig, und kein Trinkgeld obendrein.

Das wußte er also doch. Und genau.

Aber was? Es blieb doch seltsam.

Hin und her, bohrend, ohne Beschwichtigung, wie Geburtswehen, beinahe, und immer seltsamer.

Als sollte etwas Ganzes dabei herauskommen – ganz etwas Ganzes.

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Hanns von Gumppenberg: Das teutsche Dichterroß. Callwey Verlag, München 1929, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gumppenberg_Dichterross_0134.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)