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 DICHTERS AUFSTIEG

 Finsteres Gestrüpp von Därmen
 Labyrinth von Schimmelwald
 Rasenden Geschwüren Mittelpunkt
     Zu knospener Schlingung facht sich auf!

5
 Von rosenem Flaum betan

 Wiehernd er tanzt mit lichten Pferden
 Zu Flöte süßestem Spiel,
Selig-gleitend er Gott fängt ein und Sternen-Raum!

 Töst Gewitter,

10
 Stinkicht aufquillt Gewalt!

 Borstig-jäh Patriarch
 Gabel stößt in Salat,
 Schiebt an Faust:
 Gestauter Welt den Zünder

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 Ab er stürzt in Spülichtschlamm!


 Aus geschwollener Pferdkindaugen Köcher
 Spritzeln Tränen auf Nägel zerkaute ..
 – – –
 Aber Höll Tumult zerfaucht,
 Gestirn enttaucht,

20
 Sonne platzt –

 An Fenster Frühjahrsregen kratzt!
 Geysirs blühen Blut ..
 O, gut!!
Sich das Aug ein Periskop rundschraubt,

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Ausstück ausgeleiertes nimmer glaubt!

Denn –! die Menschheit ist verrückt,
Längs und quer – und! – mittendurch zerstückt!
Bogenes Streicheln schwül spült an –
Blickgriff grast von Mädchen in Straßenbahn!

Empfohlene Zitierweise:
Hanns von Gumppenberg: Das teutsche Dichterroß. Callwey Verlag, München 1929, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gumppenberg_Dichterross_0116.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)