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IM SPIEGELTURMGEMACH


Im grauen Schloß,
Umschlichen vom Glasglast
Der hohen Klause
Hinter den Schattenriegeln,

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Über und unter den Spiegeln

Laß uns schweigend beharren
Und bis zum Grund der Schwindelgründe starren.

Sei nicht erschrocken
Von den Gedankenträumen –

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Lasse dich locken

Von den getrunknen Räumen!
Ihr Stürzen ist Ragen –
Laß dich tragen
Und fallen

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Von allen zu allen!


Aber denke der Tiefe nach!
Du mußt es spüren,
Wie sie dich führen
Dahin, wo keiner dich riefe,

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Weil jeder schliefe –

Das ist die Tiefe.

Denk’, o denke der Tiefe nach,
Denk’ an die Schauerferne der Nähe –
Sieh, dann erhebt sich das Spiegelgemach,

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Weib, und wir fliegen zur Höhe!

Denn dann ist es, wie’s damals war,
Als mein gesamtes Mobiliar

Erst mahnend gekracht,
Empfohlene Zitierweise:
Hanns von Gumppenberg: Das teutsche Dichterroß. Callwey Verlag, München 1929, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gumppenberg_Dichterross_0090.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)