Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
DAS MINNERLEIN
Es war ein ärmstes Minnerlein
Im Herzen sterbekrank:
Ihm bot die Allerliebste sein
Nicht Gruß noch Habedank.
5
Sie war so hart wie Kieselstein, Ach! wollt’ ihn nicht versteh’n –
O weh! du ärmstes Minnerlein,
Jetzt ist’s um dich gescheh’n!
Er schlich so trüb von Haus zu Haus –
10
„Gott Herre, dich erbarm’!Kommt denn kein Mägdlein, ach! heraus
Und schließt mich in den Arm?“
Horch, horch! da pocht’s ans Fensterlein,
Wink, wink! mit weißer Hand –
15
Schau schau, du kluges Minnerlein: Mägdlein gibt’s mehr im Land!
Die Zweite lieben Kuß ihm bot,
Das schuf der Ersten Gram:
Drum weint’ sie sich die Äuglein rot,
20
Bis daß er wiederkam.Nun wußt’ er nicht mehr aus und ein,
Welch’ Mägdlein süßer sei –
Juchhe, du kühnes Minnerlein:
Jetzt hast du ihrer zwei!
nach Julius Wolff
Empfohlene Zitierweise:
Hanns von Gumppenberg: Das teutsche Dichterroß. Callwey Verlag, München 1929, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gumppenberg_Dichterross_0041.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
Hanns von Gumppenberg: Das teutsche Dichterroß. Callwey Verlag, München 1929, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gumppenberg_Dichterross_0041.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)