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Walther Kabel: Grubenexplosionen (Bibliothek für Alle. Illustrierte Monatsbände für Jung und Alt. 4. Jahrgang, Band 6)

leicht explodierendes Gemisch, das durch jede geringfügige Ursache zur Entzündung gebracht werden kann. Hierbei spielen die Bergmannslampe sowie das unvorsichtige Umgehen mit Sprengstoffen, durch die man größere Mengen Kohle freizulegen pflegt, eine große Rolle. Kommt es zu einer Explosion der schlagenden Wetter, so hängt deren Gefährlichkeit lediglich von der Menge des angesammelten Gases ab. Erfüllt dieses mehrere benachbarte Stollen, so pflanzt sich die Explosion auch weiterhin fort. Bei der regelmäßigen Entwicklung der schlagenden Wetter kennt man die Gefahr und kann Verhütungsmaßregeln durch einen fortwährenden, die Stollen durchfließenden Luftstrom treffen, nicht aber bei plötzlichen Gasausbrüchen. Der Bergmann arbeitet ahnungslos mit der Spitzhacke an der Kohlenwand. Da, nach einem neuen Hiebe, gerät die Wand plötzlich in Bewegung. Ungeheure Mengen des Grubengases, bisher in einem großen Hohlraume inmitten der Kohlen unter gewaltigem Druck festgehalten, haben einen Ausweg gefunden, sprengen das Gestein und brechen, vermischt mit undurchdringlichen Staubwolken, in die Grubenräume ein. Die Flucht ist bei Erscheinungen dieser Art nicht möglich. Der Gasstrom erstickt alles Lebendige, entzündet sich dann auch noch meist auf seinem Wege, und führt so zu den schwersten Katastrophen, die bedeutend gefährlicher sind wie die Explosionen des allmählich angesammelten Gases.

Die andere Ursache zu den häufigen Grubenexplosionen bildet der sich in den Bergwerksräumen ansammelnde feine Kohlenstaub. Dieser, der in der chemischen Beschaffenheit ebenso wie die Steinkohle selber wechselt, lagert überall an ruhigen Stellen, auf vorspringenden Kanten und den Holzteilen der Stollenzimmerung, in oft fingerdicken Lagen. Bei Erschütterung durch einen plötzlichen Luftstoß, z. B. durch einen Sprengschuß oder eine Schlagwetterexplosion, rieselt er hernieder und erfüllt die Luft mit förmlichen Wolken. Jeder aufgewirbelte Kohlenstaub kann nun Explosionen veranlassen, da jeder Funke und jede schlecht gehütete Flamme einer Bergmannslampe ihn zur Entzündung bringt. Einmal eingeleitet,

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Grubenexplosionen (Bibliothek für Alle. Illustrierte Monatsbände für Jung und Alt. 4. Jahrgang, Band 6). Verlag der Bibliothek für Alle, Dresden 1912, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grubenexplosionen.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)