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taumeln schien, als unsere Heere Niederlage auf Niederlage erlitten, als nicht nur unsere Feinde und Neider, sondern auch unsere schwachherzigen Freunde in der alten Welt das Auseinandergehen der großen Republik als Gewißheit prophezeiten; als der Kredit unserer Republik auf den niedrigsten Punkt sank, als die Hoffnung auch der Mutigsten ins Wanken kam. Mit freudiger Genugtuung erinnern wir uns, daß von allen Völkern der Erde das deutsche Volk allein nicht das Vertrauen verlor auf den endlichen Sieg unserer guten Sache und auf die Zukunft Amerikas, daß es unbedenklich seine Ersparnisse zu Millionen und Millionen unserer schwergeprüften Republik herlieh und ihr so in dem verzweifelten Kampfe neue Kraft gab. Das war der Freund in der Not, der dem bedrängten Freunde vertrauensvoll beistand; und reichlich, wie er es verdiente, wurde dies Vertrauen belohnt. Diese Völkerfreundschaft zwischen dem alten und dem neuen Vaterlande ewig stark zu erhalten, das ist der Wunsch, den der Deutsch-Amerikaner warm im Herzen trägt, und den er gewiß im Herzen eines jeden edelgesinnten, patriotischen Eingeborenen wiederfindet.

Der ist nicht fähig, die junge Braut treu zu lieben, der nicht die alte Mutter in treuem Andenken hält. Wer das alte Vaterland nicht ehrt, der ist des neuen nicht wert. So senden wir denn aus der Fülle des deutschen Herzens unsern Gruß über das Meer. Stolz wie wir sind, aus freier Wahl der amerikanischen Republik anzugehören, so sind wir stolz darauf, der großen Nation entsprossen zu sein, die ein Jahrtausend hindurch auf unzählige Schlachtfelder

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Carl Schurz: Gruß ans alte Vaterland. D. C. Heath & Co., Publishers , Boston 1905, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gru%C3%9F_ans_alte_Vaterland_(Schurz).pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)