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denn nun gibt es nur ein Ziel, das anzustreben ist: den Sieg.

Den Sieg über den „vermessenen“ Feind, der es gewagt hat, dem heiligen Rußland den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Der Zar erklärt in dem Kriegsmanifest, daß er den Krieg nicht gewollt, daß er aber das Schwert nicht in die Scheide stecken werde, solange ein feindlicher Soldat auf russischer Erde stehe.

Herr Menschikow hatte bereits mit seiner Artikelserie „Wir müssen siegen!“ begonnen, kurzum, man war, wie das ja nicht anders sein konnte, voller Zuversicht und hoffte „Wassili Fedorowitsch“ /– Wilhelm II. –/ gründlich heimleuchten zu können. Die Armee hatte sich nach dem fatalen japanischen Kriege reorganisieren können, und Ssuchomlinow hatte strikt erklärt, daß man ausreichend gerüstet sei und allen Eventualitäten ruhig entgegensehen könne.

Der in Rußland stets prompt arbeitende Apparat der Vorschriften und Verbote setzte mit Verve ein, und von nun an verschwanden diese Verbote nicht mehr aus den Zeitungen und von den Straßenecken, sie schossen wie Pilze aus der Erde, und bald konnte sich niemand mehr in ihnen zurechtfinden, man wußte nur, daß unzählige Dinge verboten waren, – bei 3000 Rubel Strafe, – billiger machte man es nicht.

Und dann die erste große Unbequemlichkeit: das Branntweinverbot. Man tröstete sich damit, daß dieses Verbot nur ein paar Wochen bestehen würde, d. h. während der Mobilisation, die in musterhafter Ordnung verlief. Der Staat konnte doch nicht die drei Milliarden missen, die das Branntweinmonopol einbrachte. Jetzt weniger als je, denn der Krieg würde eine Unmenge Geld verschlingen. Und im übrigen war die Maßnahme nur zu begrüßen, denn wenn es Branntwein gegeben hätte, dann hätte man unangenehme Dinge erleben können.

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Oskar Grosberg: Russische Schattenbilder aus Krieg und Revolution. C. F. Amelang, Leipzig 1918, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GrosbergRussischeSchattenbilder.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)