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macht. Zumeist fordert der Fisch selber den Mann auf, ihn in vier Stücke zu schneiden und diese seiner Frau, Stute und Hündin zum Essen zu geben und eins im Garten zu vergraben; darauf sprossen zwei Schwerter oder Bäume empor, und von Frau, Stute und Hündin werden Zwillinge geboren; vgl. R. Köhler 1, 179. 387; Zs. f. Volksk. 6, 75 nr. 39; Sébillot 3, 353; Hartland, Perseus 1, 24–46. 3, 191–202 (Tabelle über die hilfreichen Tiere und Waffen des Drachentöters); Hartland, Prim. paternity 1. 7. 48. 157. 189. Macculloch p. 234. 281. Als eine nicht genauer erklärte geheime Sympathie der Natur berichtet Thietmar von Merseburg 3, 3, daß bei der Geburt des späteren Mainzer Erzbischofes Willegis auch alle Haustiere männliche Junge zur Welt brachten (J. Grimm, Kl. Schriften 5, 415); ebenso bei Schott S. 171 (Prinzeß und Füllen) und Gaal-Stier S. 61. Bei Jülg, Mongolische Märchen S. 73 essen Königin und Magd von demselben Brei und gebären gleichzeitig Söhne; bei Wlislocki, Volksdichtungen der Zigeuner S. 316 trinken Frau, Stute, Hündin und Gartenerde Milch einer Fee.

Drittens ist das Wahrzeichen bei der Trennung der Brüder hervorzuheben, das in den Baum gestoßene Messer, das bei einem Unfalle des Besitzers rostig wird. Es begegnet ebenso z. B. in den neidischen Schwestern der 1001 Nacht (Chauvin 7, 98), im hinterpommerschen (Knoop 1885 S. 199), im vlämischen (De Mont en de Cock, Wondersprookjes S. 270) und böhmischen Märchen (Wenzig S. 140) und gehört zu den die Lebensgefahr des fernen Besitzers ankündigenden Gegenständen[1]. In den Goldkindern (nr. 85) sprießen statt dessen zwei goldene Lilien auf, deren Welken Krankheit der Brüder bedeutet. Ähnlich im griechischen Volksliede, Passow Τραγούδια ῥωμαϊκά nr. 153, 10. In einem indischen Volksliede (Broughton, Selections from the popular poetry of the Hindoos 1814 S. 107) muß ein Mann kurz nach seiner Heirat seine junge schöne Frau verlassen; er pflanzt eine Kewra (Spicanard, Lavendel) in den Garten und heißt sie darauf achten; solang sie grüne und blühe, gehe es ihm wohl, welke sie aber und sterbe ab, so sei ihm ein Unglück begegnet. Im Siddhi-Kür (Jülg nr. 1) pflanzen sechs Gefährten, in 1001 Nacht (Chauvin


  1. Lévi, Signes de danger et de malheur (Revue des études juives 17, 202–209). Basset, C. berbères 2, 309–316. Hartland, Legend of Perseus 2, 1–54 (1895). Macculloch, Childhood of fiction 1905 p. 118. Bolte, Zs. f Volkskunde 20, 69.
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Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 545. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_545.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)