Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 530.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

welche die Mäuse verfolgen[1], so daß er sie nicht anders zu retten weiß, als daß er einen Turm mitten in einem großen Fluß bauen und sie dorthin bringen läßt. Sie hat eine Dienerin bei sich, und einmal, als sie zusammen in dem Turm sitzen, springt ein Wasserstrahl zum Fenster herein. Sie heißt die Dienerin ein Gefäß hinsetzen, welches sich füllt, worauf der Strahl aufhört. Beide trinken von dem Wasser und gebären darnach zwei Söhne, wovon der eine Wasserpeter, der andere Wasserpaul genannt wird. Sie legen beide Kinder in ein Kästchen, schreiben die Namen darauf und lassen es ins Wasser hinab. Ein Fischer fängt es auf, erzieht die zwei Knaben, die sich vollkommen ähnlich sind, und läßt sie die Jägerei erlernen. Das übrige folgt nun unserm Märchen bis zur Verheiratung des Wasserpeters mit der Königstochter; es ist viel dürftiger, jeder hat nur drei Tiere, einen Bären, Löwen und Wolf. Der alte König stirbt ein Jahr darnach, und der Wasserpeter erhält das Reich. Einmal geht er auf die Jagd, verliert sein Gefolge und ruht abends mit seinen drei Tieren bei einem Feuer. Da sitzt eine alte Katze auf einem Baum, die fragt, ob sie sich auch ein wenig bei seinem Feuer wärmen dürfe. Als er ja sagt, reicht sie ihm drei von ihren Katzenhaaren und bittet ihn, auf jedes Tier eine davon zu legen, weil sie sich sonst fürchte. Sobald er es getan, sind die Tiere tot; der König ist zornig und will sie umbringen, sie sagt aber, es sei hier ein Brunnen mit Wasser des Todes und ein anderer mit Wasser des Lebens, er solle von diesem nehmen und über die Tiere gießen. Das tut er, und sie werden wieder lebendig. Als Wasserpeter heim kommt, findet er den Wasserpaul an seiner Stelle, tötet ihn aus Eifersucht; da er aber von seiner Treue hört und daß er ein schneidendes Schwert zwischen sich und die Königin gelegt habe, so holt er von dem Wasser des Lebens und erweckt ihn wieder.

Eine vierte hessische Erzählung, welche die Brüder Johannes Wassersprung und Caspar Wassersprung (1812 nr. 74) nennt und nur im Eingange einige Besonderheit zeigt, lautet so:


  1. Dies erinnert an die Sage von Erzbischof Hatto von Mainz und dem Mäuseturm (Grimm DS. nr. 242. Liebrecht, Zur Volkskunde 1879 S. 1–16. Kaufmann, Quellenangaben 1862 S. 99. Kirchhof, Wendunmut 1, 2, nr. 31. Picks Monatsschrift 1, 208).
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 530. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_530.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)