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Mythologie ³ S. 787. 1165; 3, 246. 359. Sobotka Rostlinstvo S. 252 (Liebeszauber). So harrt auch bei Ovid, Metam. 4, 256f. die vom geliebten Phöbus verschmähte Clytia neun Tage vergebens auf derselben Stelle, nur den Blick zur Sonne wendend, bis sie sich in eine Blume verwandelt, die immer zum Sonnenlichte emporstrebt (bei Wickram, Werke 7, 178 Solsequium oder Wegweiß). – Vgl. das Rätselmärchen (nr. 160) und die Nelke (nr. 76), wo die Verwandlung in eine Blume öfter durch andre Umstände herbeigeführt wird.

Über die wiedererweckte Erinnerung an die vergessene Braut vgl. zu nr. 113.


57. Der goldene Vogel. 1856 S. 98.

1812 nr. 57, aus Hessen. – Doch wird dieses Märchen hier (1812) und im Paderbörnischen (1822) auch häufig, wo nicht besser doch älter, mit folgendem Eingang erzählt: Ein König war krank (nach andern blind) geworden, und nichts in der Welt vermochte ihn zu heilen, bis er einstmals hörte (oder es ihm träumte), daß weit davon der Vogel Phönix wäre, durch dessen Pfeifen (oder Gesang) er allein genesen könne. Nun machen sich die Söhne nacheinander auf, und nur in der Menge der verschiedenen Aufgaben, die der dritte Sohn zu bestehen hat, weichen die verschiedenen Erzählungen ab. Das notwendige Pfeifen des Phönix ist hier allerdings besser begründet. Einmal wird auch erzählt, daß der Fuchs, nachdem er den Schuß zuletzt empfangen, ganz verschwindet und nicht zu einem Menschen wird. – Wir haben den Eingang auch folgendergestalt als ein eigenes Märchen vom Dummling (1812 nr. 64, I ‘Die weiße Taube’, von Gretchen Wild 1808) gehört:

Vor eines Königs Palast stand ein mächtiger Birnbaum, der trug jedes Jahr die schönsten Früchte; aber wenn sie reif waren, wurden sie in einer Nacht alle geholt, und kein Mensch wußte, wer es getan hatte. Der König aber hatte drei Söhne, davon ward der jüngste für einfältig gehalten und hieß der Dummling; da befahl er dem ältesten, er solle ein Jahr lang alle Nacht unter dem Birnbaum wachen, damit der Dieb einmal entdeckt werde. Der tat das auch und wachte alle Nacht. Der Baum blühte und war ganz voll von Früchten, und wie sie anfingen reif zu werden, wachte er noch fleißiger, und endlich waren sie ganz

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 503. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_503.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)