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Märchen bei Árnason 2, 442 = Poestion S. 298 = Rittershaus S. 53; französisch: Pineau, C. p. 138; Revue des trad. pop. 3, 274; großrussisch in Zapiski Krasnojar. 1, 67; kleinrussisch aus Südungarn in Etnogr. Zbirnyk 29, 211; weißrussisch bei Federowski 2, 177 nr. 153; ungarisch Vikár nr. 14; sudanesisch bei Monteil p. 117. Im polnischen Märchen (Mitt. der schles. Ges. 6, 49) werden die Hexentöchter durch Umstellung der Teller und Weinbecher versteinert. Vgl. R. Köhler 1, 546f.

Über die an Stelle der Entflohenen antwortenden Blutstropfen, wofür auch der Speichel, eine Bohne, ein Apfel oder Holzstücke eintreten,[1] sowie über die Verwandlungen auf der Flucht s. unten nr. 113. Die letzte Verwandlung, wo die Stiefmutter durch Tanzen in der Dornhecke umkommt, erinnert an den Jud im Dorn (nr. 110). In der Eyrbyggiasage c. 20 verwandelt Katla ihren Sohn immer, um ihn zu schützen.

Daß die vergessene Braut vor Leid und Schmerz zu Stein wird wie Rosmer im dänischen Liede (Grundtvig DgF. 2, 85 nr. 41c = Grimm, Altdänische Heldenlieder 1811 S. 206), wird von den Brüdern Grimm schön mit dem Erstarren, wenn Licht und Wärme entzogen wird, verglichen. In andern Fassungen, wie Müllenhoff S. 400 und Kristensen, Danske Folkeæventyr S. 29, bleibt die Braut, als der Königssohn allein ins Schloß geht, vor der Tür ‘auf dem breiten Stein’[2] wartend stehn. – Sich aus Trauer in eine Blume am Weg verwandeln ist ein Zug, der geradeso in einem Volkslied aus dem Kuhländchen (Meinert, Der Fylgie 1817 nr. 5 = Erk-Böhme, Liederhort nr. 10a) wiederkehrt:

– Ai, Annle, lot dos Waene stohn,
Nahmt aich viel liever an anden Man!
– ‘Eh wenn ich lo das Waene stohn,
Wiel ich liever ouff de Wagschaed gohn,
Diett wiel ich zu aner Feldblum wa’n.
– – – – – – – – – –
Virmeittichs wiel ich schien nofblihn,


  1. Olrik (Zs. f. Volkskunde 2, 372. Kilderne til Saxes Oldhistorie 2, 257) zieht auch Saxos (Buch 8) Erzählung hierher, wie Jarmunriks Genosse vor der Flucht eine Strohpuppe mit einem Hund darin ins Bett legt.
  2. Vgl. über den breiten Stein Erk-Böhme, Liederhort 1, 146 zu nr. 421. Blätter f. pommersche Volkskunde 1, 6. 166. 10, 16.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_501.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)