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Tischtuch; Hörner durch Birnen, Fleisch schwindet im Flusse). – Lettisch: Treuland S. 196 nr. 115 (Gürtel, Beutel, Horn geerbt; Nase durch Früchte, Quelle). – Estnisch: Kreutzwald 1, nr. 23 ‘Dudelsack-Tiidu’ = Kirby 1, 303. – Finnisch: Salmelainen 1, nr. 4 = Asbjörnsen-Grässe, Nord und Süd S. 145 = Schreck S. 28 nr. 4 ‘Das Teufelsschiff’. Krohn-Lilius 2, 191. Folk-lore 5, 323. Aarnes Register nr. 566. Aarne, Märchenforschungen S. 85–97. – Ungarisch: Arany-Gyulai 3, 343 ‘Die drei Glücksritter’ (Beutel, Mütze, Silberstab; Irrsinn durch Äpfel). Horger nr. 6 (Beutel, Tarnkappe, Trommel; Frau und Liebhaber). – Grusinisch: Sbornik kavkaz. 19, 2, 116 nr. 5 (Geldbeutel und Horn werden vom Kaiser dem berauschten Jungen abgenommen; Hörner durch Feigen; die Prinzessin dagegen ist dem Helden treu). – Tatarisch ebd. 23, 3, 34 nr. 7. 35, 2, 99 nr. 6 (der Junge verliert im Schachspiel die ererbte Tarnkappe, Pfeife und Sack; Hörner durch Äpfel). – Armenisch bei Servanztianz 1884 p. 225 = Macler nr. 17 ‘La belle de Tiflis’: Börse, Mütze, Pfeife; Äpfel verwandeln in Esel[1]. – Sartisch aus Turkestan bei Ostroumov 2, 88 nr. 15 (Aarne S. 126): der jüngste Zarensohn verliert durch die Magd seiner Geliebten zwei seiner vier Wunschgegenstände, den Teppich und Stab, und wird verstoßen; durch seine Zaubertasse verwandelt er beide in Affen. In einem indischen (Hindustani) Märchen in der Revue orientale et americaine 1865, 149 = Cosquin 1, 129 entwendet die Geliebte dem König den Wunderdegen, die Speiseschale, den geldspendenden Teppich und den fliegenden Thron; sein Minister verwandelt die Diebin durch schwarzes Wasser in einen Affen. – In der 7. Erzählung der Çukasaptati (Textus simplicior übersetzt von R. Schmidt 1894 S. 18) bekommt ein Brahmane von einem Büßer Mennige, die ihm, so oft er sie berührt, 500 Goldstücke gibt, wird aber von einer Buhlerin, der er sein Geheimnis verrät, bestohlen und fortgejagt.

Wenn hier der Schluß mit der Wiedergewinnung des geraubten Kleinods fortgefallen ist, so zeigt ein Kapitel aus dem tibetischen Kandschur (Schiefner, Bull. de l’académie de St. Pétersbourg 21, 489 = Mélanges asiatiques 7, 748 nr. 3 = Ralston 1882 p. 216) und eine Geschichte der Suaheli (Velten S. 48 ‘Mohamedi’) eine Entstellung des Anfanges, da die geldgierige Buhlerin


  1. Diese Tierverwandlung rückt das armenische und die beiden folgenden Märchen in die Nähe des gegessenen Zaubervogels (unten nr. 122).
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 481. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_481.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)