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erobert ein Königreich. – Tamilisch: Natésa Sástrí, Dravidian nights p. 149 (Clouston 1, 462. Gitarre, Knüttel, Geldbeutel, Sandalen).

In andern Märchen ist noch eine dem Volksbuch von Fortunat verwandte Fortsetzung angehängt: die Prinzessin bemächtigt sich der Wunschdinge; aber die Eigentümer finden Früchte, welche lange Nasen wachsen, und andre, die diese verschwinden lassen, und nötigen damit die Prinzessin zur Herausgabe der Wunschdinge. Die folgende hessische Fassung aus Niederzwehren, am 23. Oktober 1813 von Frau Viehmännin erzählt, steht als nr. 36 ‘Die lange Nase’ 1815 im 2. Bande S. 185; in der 2. Ausgabe der KHM. (1819) ward aber ‘der Krautesel’ als nr. 122 dafür eingesetzt und 1822 nur ein Auszug in die Anmerkungen zu nr. 122 aufgenommen.

Es waren drei alte abgedankte Soldaten, die waren so alt, daß sie auch keine Libermilch mehr beißen konnten; da schickte sie der König fort, gab ihnen keine Pension, hatten sie nichts zu leben und mußten betteln gehn. Da reisten sie durch einen großen Wald und konnten das Ende davon nicht finden; als es Abend war, legten sich zwei schlafen, und der dritte mußte bei ihnen Wache halten, damit sie von den wilden Tieren nicht zerrissen würden. Wie die zwei nun eingeschlafen waren und der eine dabei stand und Wache hielt, kam ein kleines Männchen in rotem Kleide und rief: ‘Wer da?’ – ‘Gut Freund’, sagte der Soldat. ‘Was für Gutfreund?’ – ‘Drei alte abgedankte Soldaten, die nichts zu leben haben’. Da sprach das Männchen, er sollte zu ihm kommen, es wollt ihm was schenken, wenn er das in acht nähme, sollte er sein Lebtag genug haben. Da ging er heran und schenkte ihm einen alten Mantel, wenn er den umhängte, was er dann wünschte, das ward alles wahr; er sollt es aber seinen Kameraden nicht sagen, bis es Tag würde. Wie es nun Tag war und sie aufwachten, da erzählte er ihnen, was geschehen war, und sie reisten weiter bis zum zweiten Abend, und als sie sich schlafen legten, mußte der zweite wachen und Posten bei ihnen stehen. Da kam das rote Männchen und rief: ‘Wer da?’ – ‘Gutfreund’. – ‘Was für Gutfreund?’ – ‘Drei alte abgedankte Soldaten’. Da schenkte ihm das Männchen ein altes Beutelchen, das wurde nie leer von Geld, soviel auch herausgenommen wurde; er sollts aber auch erst bei Tag seinen Kameraden sagen. Da gingen sie noch den dritten Tag durch den Wald, und nachts mußte der dritte Soldat Wache stehen. Das rote Männchen kam auch zu dem und rief: ‘Wer da?’ – ‘Gutfreund’. – ‘Was für Gutfreund?’ – ‘Drei alte abgedankte Soldaten’. Da schenkte ihm das rote Männchen ein Horn, wenn man darauf blies, kamen alle Völker zusammen. Am Morgen, wie nun jeder ein Geschenk hatte, tat der erste den Mantel um und wünschte, daß sie aus dem Wald wären, da waren

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 470. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_470.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)