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211 (Schnee und Blut). J. J. Schmidt, Geschichte der Ostmongolen 1829 S. 139 (Blut des geschossenen Hasen im Schnee). Dagegen fehlt die rote Farbe im Sbornik Kavkaz. 27, 4, 52 und 35, 2, 25, wo die Federn der Taube und der Elster den Wunsch nach einem Mädchen mit so weißer Haut und so schwarzen Haaren wecken.

Daß der Jäger das Kind, das er im Walde töten soll, verschont und statt seines Herzens das eines Frischlings heimbringt, ist ein häufiger Zug; s. Johnston, Revue des l. rom. 51, 545. – Statt des antwortenden Zauberspiegels, über den man Wetzels Reise der Söhne Giaffers 1895 S. 203 und Chauvin 8, 191 vergleichen kann, wird im schottischen Märchen ein Brunnen, in griechischen und orientalischen Fassungen die Sonne oder der Mond erwähnt; doch erregen auch Menschen, welche die Schönheit des Mädchens preisen, die Eifersucht der Mutter.[1]Sieben Goldberge in einem schwedischen Volksliede bei Geijer-Afzelius² nr. 64, denen im dänischen bei Grundtvig, DgF. nr. 249 ‘Den trofaste Jomfru’ acht entsprechen. Bei Firdusi (Görres, Heldenbuch von Iran 1, 180) heißt es: ‘Über sieben Berge mußt du setzen, wo Haufen auf Haufen furchtbarer Diws dir begegnen.’ – Der bald durch einen Apfel, bald durch Kleidungsstücke, einen Kamm, Ring oder Haarnadel verursachte Zauberschlaf der Heldin, die blühend frisch und rotwangig bleibt, wird von F. Vogt (Beiträge zur Volkskunde für Weinhold 1896 S. 227) mit dem Dornröschens (nr. 50) verglichen. In einer nordischen Sage des 12. Jahrh. heißt es von Snjøfríþ, der schönsten Frau, Haralds des Haarschönen Gemahlin, als sie starb: ‘Ihr Antlitz veränderte sich nicht im geringsten, und sie war noch ebenso rot, als da sie lebendig war; der König saß bei der Leiche und dachte, sie würde wieder ins Leben zurückkehren; so saß er drei Jahre’ (Ágrip ed. Dahlerup p. 4. Haraldssaga cap. 25 in Snorres Heimskringla 1, 102. Flateyjarbók 1, 582. Bugge, Arkiv för nordisk filologi 16, 22. 1900). M. Moe (Eventyrlige sagn i den ældre historie 1906 = Norges land og folk 20, 2, 632–656) sieht in dieser Überlieferung eine Variante zu unserm Märchen, und Nyrop (Fortids Sagn og Sange 1: Toves tryllering, 1907 p. 63. 101) leitet, ihm folgend, aus der Sage von Harald Hårfager die deutsche von Karl dem Großen, der die Leiche der geliebten Fastrada nicht verlassen wollte (Grimm,


  1. Bei Junod, Nouveaux contes Ronga 1898 p. 59 besieht ein Mann im Spiegel und fragt seine Diener: ‘Wer ist schöner, ich oder mein Sohn?’
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_463.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)